Geglückter Start für den Meister aus Berlin
Im Eröffnungsspiel der neuen Saison besiegen die BR Volleys den Erzrivalen aus Friedrichshafen
Die 38. Volleyball-Bundesligasaison könnte kaum spektakulärer eröffnet werden als mit diesem Spiel, sagte der Hallensprecher. »Die Volleys setzen in ihrem Volleyballtempel in der Max-Schmeling-Halle neue Maßstäbe. Der Hauptstadtklub ist in der Bundesliga der Zuschauermagnet«, betonte der neue Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes, Thomas Krohne. Spektakulär war auch das Rahmenprogramm mit Cheerleaderinnen, Lasershow und symbolischer Vorstellung aller elf Bundesligisten - das war beste Unterhaltung schon vor dem Spiel.
Schließlich wurde ein PR-Gag per Videoclip aufgeklärt. Denn vor Tagen war angeblich die Meisterschale aus dem Trophäenraum der BR Volleys gestohlen worden. Zu sehen war das tatsächlich durch eine Überwachungskamera. Der Gag: Der zunächst unerkannte »Dieb« im schwarzen Kapuzenshirt war ein Prominenter: Robert Harting vom SC Charlottenburg, Europameister, Weltmeister und Olympiasieger im Diskuswurf, den man schließlich mit der »gestohlenen« Schale auf einem Sportplatz beobachten konnte, als wollte er sie als Diskus benutzen. Die Schale flog natürlich nicht über den Rasen, sondern wurde unter Jubel der 6531 Zuschauer von Harting höchstpersönlich in die Max-Schmeling-Halle gebracht. Eine gelungene Idee, wie man eine Saisoneröffnung umrahmen kann!
Für die Berlin Volleys stand bei dem 3:1 (25:18, 30:32, 25:18, 25:23)-Sieg überraschend von Beginn an »Oldie« Aleksandar Spirovski auf dem Feld. Der Diagonalangreifer bekam dann auch großes Lob von Manager Kaweh Niroomand: »Er hat hervorragend gespielt.« Niroomand erzählte, dass es mit Spirovski vor Saisonbeginn ein ernstes Gespräch gegeben habe, wo ihm deutliche Vorgaben gemacht wurden. Auch Rückkehrer Robert Kromm bekam Lob ab: »Es ist sensationell, was er kann.« Kromm und Spirovski steuerten 44 Zähler zum Sieg bei. Spirovski scheint in der Form seines Lebens zu sein. Dafür hat er im Sommer hart gekämpft. Nicht nur im Kraftraum, auch gegen sein Gewicht. Er verlor zehn Kilo. »Ich habe noch nie athletisch so hart trainiert wie im letzten Sommer«, meinte Spiro.
Trotz des Sieges blieb Niroomand realistisch: »Es war von beiden Seiten kein Spiel auf hohem Niveau. Es hat beiden Mannschaften gezeigt, wie unheimlich viel noch zu tun bleibt, um dorthin zu kommen, wo jeder hin will.«
Berlins Trainer Mark Lebedew schickte alle zwölf Spieler - bisweilen auch nur zum Kurzeinsatz - aufs Feld, obwohl noch nicht alle absolut fit warten. Auch Nationalspieler und Mittelblocker Ricardo Galandi wurde sehr spät eingesetzt. Er ist nach dem vor vier Wochen erlittenen doppelten Bänderriss und einem fiebrigen Infekt auf dem Weg der Besserung. »Es fehlt noch Kraft in den Beinen, jetzt ist Aufbauarbeit angesagt«, blickt er optimistisch nach vorn. »Die Sommerpause war wichtig, um den Kopf nach meinem verpassten Olympiaeinsatz frei zu bekommen. Nun habe ich das Ziel, mit dem B-Nationalteam nächstes Jahr bei der Universiade zu spielen.«
Friedrichshafens Mannschaft um Trainer Stelian Moculescu hatte mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie die Berliner vor einem Jahr. Es fand ein größerer Umbruch statt, die Einspielzeit war kurz. Neuzugang Wenzislaw Simeonow, Bulgare mit italienischem Pass, war in den ersten beiden Sätzen stärkster Spieler, nach einigen Fehlern aber »durfte« er sich die Partie vom Spielfeldrand anschauen. Auch Nationalspieler Max Günthör konnte unerwartet noch keine Akzente setzen.
Am 21. Oktober gibt es für Berlin das zweite Spitzenspiel - bei Vizemeister Haching. Der verlässt dafür die heimische Halle und zieht nach München in die 11 000 Zuschauer fassende Olympiahalle. Trainer Mihai Paduretu dazu: »Das ist ein Experiment und eine große Chance, Volleyball auch in München bekannter zu machen und Aufmerksamkeit zu erzeugen.«
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