Gesundheit und Geschäfte

Am Sonntag startet in Berlin der vierte »World Health Summit«

  • Harald Neuber
  • Lesedauer: 2 Min.
Beim bevorstehenden »Weltgesundheitsgipfel« stehen dem philanthropischen Anspruch Geschäftsinteressen entgegen.

Mit wenig geben sich die Organisatoren des »World Health Summit« nicht zufrieden: Über 1400 Mediziner, Gesundheitsexperten und Konzernvertreter werden von Sonntag an zum viertägigen »Weltgesundheitsgipfel« auf dem Gelände der Universitätsklinik Charité in Berlin zusammenkommen. Der vierte Kongress dieser Art soll Antworten auf drängende Fragen der globalen Gesundheitsversorgung bieten: Vor welchen Herausforderungen steht die Forschung und wie kann der zunehmenden Kluft zwischen Industriestaaten und den Ländern des globalen Südens entgegengewirkt werden?

Dennoch ist schon im Vorfeld des Gesundheitsgipfels eine Ambivalenz offensichtlich: Auf der einen Seite werben die Organisatoren - darunter die Charité Berlin, die das Treffen einst initiierte - mit sozialen Zielsetzungen. Auf der anderen Seite machen die Ausrichter den kommerziellen Ansatz deutlich. So freut sich Burkhard Kieker von der Tourismus & Kongress GmbH über das Treffen der »internationalen Elite der Medizin«. Kiekers Unternehmen ist gemeinsam mit der Messe Berlin zu 85 Prozent Mehrheitsgesellschafter der »World Health Summit Foundation«, die - anders als der Name vermuten lässt - ebenfalls eine GmbH ist. Die restlichen 15 Prozent hält die Charité. Ziel sei es, »Tausende von Medizinern in die Stadt zu holen« und Gesundheitstourismus zu fördern.

Solche kommerziellen Ansätze färben freilich auf die Konferenz ab. Neben wissenschaftlichen Einrichtungen sind Pharmaunternehmen und weitere Medizinkonzerne eng eingebunden. Zwar hätten die Organisatoren aus der Kritik in den vergangenen Jahren gelernt, heißt es bei der Hilfsorganisation Medico International. Dennoch bleiben die Vorbehalte gegen die Konzeption des Gipfels, der sich dauerhaft in Berlin etablieren will. Medico weist darauf hin, dass sich die nationale wie globale Gesundheitspolitik am Scheideweg befindet. »Betrachten wir Gesundheit als wirtschaftliche Wachstumsbranche, die nun auch global in den Wettbewerb tritt und in der die Gewinnmaximierung im Mittelpunkt steht?«, fragt die in Frankfurt am Main ansässige Organisation in einer Erklärung. Oder sehe man Gesundheit als ein Menschenrecht und als »Sphäre gemeinsamer Verantwortung«? Unternehmen und »Philantrokapitalisten wie Bill Gates« prägten weiterhin das Programm, bemängelt Medico International und lädt zu Wochenbeginn zu einer parallelen Debatte über den Gesundheitsgipfel ein.

Angesichts dieses nicht neuen Widerspruchs versucht der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Charité, Detlev Ganten, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. Es gehe bei dem »World Health Summit« um »Gesundheitsforschung für eine nachhaltige Zukunft«, so Ganten im Interview mit der »Welt«. Man müsse daher gerade auch Länder der Dritten Welt am medizinischen Fortschritt teilhaben lassen und einheimische Wissenschaftler beteiligen.

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