Kürzung statt Reform

Marlene Göring über Rente mit 67 und über Realitäten auf dem Arbeitsmarkt

  • Lesedauer: 1 Min.
Gerade stimmen die Parteien wieder einmal das misstönige Lied der Rentendebatte an. Wegen einiger weniger Sätze, die SPD-Chef Sigmar Gabriel am Samstag in einem Interview einer Regionalzeitung gegenüber äußerte: »Wenn die Unternehmen weiterhin öffentlich über Fachkräftemangel klagen, aber die über 60-Jährigen aus dem Betrieb drängen, dann wird man die Lebensarbeitszeit nicht einfach heraufsetzen können.« Das käme am Ende einer »flächendeckenden Rentenkürzung« gleich. So weit, so wahr.

Gabriels Bedenken sind kein »linker Zirkus«, wie FDP-Wirtschaftsminister Philipp Rösler die Äußerungen Gabriels nannte. Der Sozialdemokrat beschreibt eine Grundbedingung dafür, dass überhaupt über eine Heraufsetzung des Rentenalters gesprochen werden kann – nämlich, dass es für ältere Menschen auch Beschäftigung gibt. Keine Arbeit zu haben, ist ein genauso üblicher Anlass für die Frührente, wie körperlich nicht mehr dazu in der Lage zu sein. Gabriel benennt damit gleichzeitig einen Grundwiderspruch: Insofern ist der demografisch bedingte Fachkräftemangel ein Bevölkerungsschwindel, als dass die davon bisher herzlich wenig mitbekommt. Es ist nur angebracht, wenn der Vorsitzende in mehrere Richtungen denkt und Kompromisse zwischen den unterschiedlichen Gruppen innerhalb seiner Partei sucht. Man kann nur hoffen, dass Herr Gabriel die eigenen Bedenken so ernst nimmt, wie es seine Gegenspieler in der Regierungskoalition tun.
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