Billige Polemik
Alexander Ludewig über Populismus beim Thema Gewalt im Fußball
Zweifelsfrei werfen Bilder von Krawallen wie am Samstag rund um das Derby zwischen Dortmund und Schalke einen bedenklichen Schatten auf den Fußball. Doch ebenso beschämend wie das Fehlverhalten einiger Fans ist die billige Polemik aus der Politik darauf.
Lorenz Caffier (CDU), Vorsitzender der Innenministerkonferenz, findet, dass genug geredet sei. »Ausführliche Gespräche im Sommer« hätten nichts gebracht. Doch auch da hat wieder niemand mit den Fans geredet, gesprochen hatte die Politik mit den Verbänden und Vereinen - über die Fans. Auch wenn es mühsam ist: Nachhaltige Lösungen lassen sich nur gemeinsam finden. Die angebotene Dialogbereitschaft der großen Fanvereinigungen besteht weiterhin. Einfach ist es hingegen, sich auf dem Rücken einiger Chaoten medienwirksam zu profilieren.
Unfreiwillig offenbart die Polizeigewerkschaft GdP das Grundproblem des Konflikts. In der Begründung, warum auch die GdP nicht mehr reden und stattdessen härtere Maßnahmen will, heißt es: »Es gibt eine kleine Gruppe von rund 4000 Hooligans und Ultras, [...], diese kleine Gruppe erkennt Gesetze und Regelungen nicht an. Von daher muss die Zeit der Runden Tische für Gewaltbereite vorbei sein.« In dieser Saison besuchten bisher über 4,5 Millionen Zuschauer die Stadien der 1. und 2. Liga. Doch der friedliche Großteil der aktiven Fans wird ignoriert, als Gesprächspartner nicht akzeptiert und letztlich mit der Abkehr vom Dialog kriminalisiert.
Dass es vergangene Saison nachweislich keinen Anstieg der Gewalt im Fußball gab, verdeutlicht den Populismus der Forderungen nach mehr Repressionen.
Alexander Ludewig
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