Signale auf Einigung am 117. Streiktag
Neue Verhandlungsrunde bei S-Direkt in Halle
Nach 117 Streiktagen könnte einer der längsten Arbeitskämpfe in der deutschen Dienstleistungsbranche zu Ende gehen. Kurz vor der Verhandlungsrunde heute in Leipzig verbreitete die Gewerkschaft ver.di Optimismus: Es gebe Signale, dass die Gespräche auch vom Arbeitgeber »konstruktiv« geführt würden, sagte ver.di-Verhandlungsführer Stefan Wittmann dem »nd«. Zuletzt waren die Tarifparteien am 31. August ohne Ergebnis auseinander gegangen. Heute soll die Verhandlung mittags beendet sein.
Die Zuversicht bestärkte gestern Gregor Gysi, Chef der Linksfraktion im Bundestag, bei einem Besuch im Streikzelt in Halle. Gysi erklärte, er sei »optimistisch, dass es in Kürze einen Tarifvertrag geben wird«. Er verwies auf »Signale des Einlenkens« auf Arbeitgeberseite. Nach Gewerkschaftsangaben haben sich sowohl Gysi als auch SPD-Bundeschef Sigmar Gabriel hinter den Kulissen für einen Tarifabschluss eingesetzt. Wittmann sprach von einem »beinahe historischen« Vorgehen. Die Gewerkschaft hatte wegen der hartleibigen Haltung der Unternehmensführung zuletzt Hoffnungen auf Gespräche mit Vorständen und Aufsichtsräten einzelner Sparkassen gesetzt. Das Callcenter in Halle wurde 1996 als Dienstleister für die bundesweit 432 öffentlich-rechtlichen Geldinstitute und deren Verbände gegründet. Derzeit arbeiten dort 800 Menschen, von denen ein Drittel fest angestellt sind. Die übrigen sind befristet, in Teilzeit eingestellt oder Studenten.
Gestreikt wird für einen Tarifvertrag, der einen Mindestlohn von 8,50 Euro festschreibt. Bisher gibt es keine solche vertragliche Regelung für Gehalt und andere Leistungen im Unternehmen. Dessen Chefetage hatte zuletzt zwar einen Stundenlohn von 8,50 Euro geboten, wollte diesen aber nur stufenweise einführen.
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