Wenn Nachbarn extrem »problematisch« sind

Immobilienverkauf

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Verkäufer einer Immobilie muss vor Vertragsabschluss von sich aus auf gravierende versteckte Mängel hinweisen. Über problematische Nachbarn muss er jedoch nur aufklären, wenn Kaufinteressenten ausdrücklich nachfragen.

Das gilt auch, wenn sich die Nachbarn extrem nachbarfeindlich und schikanös verhalten haben. Das hat laut Wüstenrot das Landgericht München I (Az. 23 O 5974/10) bestimmt.

Der Käufer einer Eigentumswohnung hatte den Verkäufer verklagt, vom gezahlten Kaufpreis 30 000 Euro zurückzuerstatten. Dieser habe ihn nämlich nicht darüber aufgeklärt, dass die Bewohner im darüberliegenden Stockwerk extrem lärmempfindlich seien und sich bei geringsten Anlässen massiv beschwerten. Wäre ihm das bekannt gewesen, hätte er nur einen entsprechend niedrigeren Kaufpreis bezahlt.

Damit kam er aber vor Gericht nicht durch. Nach dem Urteil ist es noch nicht schikanös, wenn Nachbarn lärmempfindlich sind und sich öfter über Lärm beschweren. Da der Käufer auch nicht gezielt nachgefragt habe, bestand für den Verkäufer kein zwingender Anlass, über seine problematischen Nachbarn aufzuklären.

Schikanös sei das Verhalten eines Nachbarn erst dann, wenn es keinen vernünftigen Zweck mehr habe, sondern nur die anderen beeinträchtigen solle. Das Gericht verwies dabei auf zwei Urteile des Bundesgerichtshofs (Az. V ZR 299/89) und des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main (Az. 4 U 84/01), bei denen die Gerichte eine Aufklärungspflicht des Verkäufers bejaht hatten. Die Nachbarn hatten in den entschiedenen Fällen ihr Umfeld jahrelang durch nächtliches Lärmen, Drohungen und Beschimpfungen terrorisiert.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.