Gold wert
Olaf Standke zum Obama-Besuch bei Aung San Suu Kyi
Sechs Stunden lang war Yangon am Montag im Obama-Fieber. Es war ein historischer, weil der erste Besuch eines amtierenden USA-Präsidenten in der Hauptstadt Myanmars nach Jahrzehnten der Militärdiktatur. Menschenrechtler im Lande kritisierten, er sei viel zu früh gekommen, belohne er doch die gewendeten Generäle für einen Reformprozess, der überaus brüchig sei. Doch in Washington will man Zeichen setzen für eine Region, die in den strategischen Überlegungen der Supermacht von essenzieller Bedeutung ist.
Das wird Barack Obama auf der ersten Reise nach seiner Wiederwahl jetzt auch in Kambodscha deutlich machen, wo er am Treffen der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN sowie am Ost-Asien-Gipfel teilnehmen und dabei auch mit Chinas scheidendem Regierungschef Wen Jiabao zusammenkommen will. Für Washington sind das zwei Seiten einer Medaille - zum einen noch stärker im asiatischen Raum mitzumischen und so zugleich dem wachsenden Einfluss Pekings entgegenzusteuern. Die »strategische Neuausrichtung Asiens« wurde im Umfeld des Präsidenten gar zum außenpolitischen Vermächtnis seiner zweiten Amtszeit erklärt. Myanmar, »das praktisch in Chinas Tasche steckte und jetzt enge Verbindungen zu den USA sucht«, wie das »Wall Street Journal« schrieb, sei da Gold wert. Was angesichts seiner Gasvorkommen und anderen Bodenschätze auch für große US-Konzerne wie Chevron gilt, die längst ihre Profitchancen eruieren.
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