Methode Wahnsinn
Ingolf Bossenz zum Wahnsinn als Methode der Politik
Wenn Sie mich suchen, ich halte mich in der Nähe des Wahnsinns auf, genauer gesagt auf der schmalen Linie zwischen Wahnsinn und Panik, gleich um die Ecke von Todesangst, nicht weit weg von Irrwitz und Idiotie!« Dieser Spruch der Kinderkanal-Figur Bernd das Brot dürfte Michael Clancy gefallen. Der stellvertretende Leiter der Abteilung Terrorismusbekämpfung des FBI hatte eine Interviewfrage zur Wachsamkeit von Bürgern, Organisationen und Institutionen mit dem Satz beantwortet: »Ein bisschen Paranoia schadet nicht.« Paranoia, daran sei erinnert, ist eine ernste psychische Störung, mit Wahnbildungen einhergehend, die sowohl Betroffene wie auch deren Umgebung ängstigen.
Auch wenn Clancy für seine Offenheit zu danken ist: Der Wahnsinn als Methode der Politik ist so alt wie diese. Wobei die Seiten des Paranoiden immer wieder wechselten. Waren es die Herrschenden, konnten sich die Beherrschten warm anziehen. Waren es die Beherrschten, hatten die Herrschenden leichtes Spiel. Die Resultate waren zwar von den Konkreta der paranoiden Fantasien meist weit entfernt, entsprachen aber den Interessen der den Wahn Schürenden. Das betrifft nicht nur die Sicherheitspolitik, sondern auch Ökonomie, Ökologie, Demografie, Gesundheit und überhaupt alle Politikbereiche, in denen Wahn verfügbares Wissen verdrängen oder fehlendes ersetzen kann.
Wenn Bernd das Brot eine Witzfigur ist, demonstrierte der FBI-Bedienstete Clancy jetzt davon die Steigerungsform: die Wahnwitzfigur.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.