»In Ruhe dinnern is' nicht mehr«

Die »Euro-Finance-Week« in Frankfurt am Main wird erstmals von Protesten linker Aktivisten begleitet

In der deutschen Bankenmetropole treffen sich derzeit die Großen der Finanzbranche. Die Veranstaltung ist nur für geladene Gäste. Die Ungeladenen sind trotzdem gekommen und protestieren vor den Türen gegen die Krisenpolitik.

In dieser Woche findet in Frankfurt am Main das größte Branchentreffen der Finanz- und Versicherungsindustrie in Europa statt - die »Euro-Finance-Week«. Mächtige Männer wie EZB-Chef Mario Draghi oder der Ko-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Jürgen Fitschen, geben sich hier ein Stelldichein unter der Schirmherrschaft von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU). Zum ersten Mal seit 14 Jahren bekommen die Konferenzteilnehmer dabei ein kleines bisschen des Unmuts zu spüren, der sich seit Monaten auf Europas Straßen entlädt. Die ganze Woche über findet parallel ein Gegenprogramm der Krisenkritiker statt. »Bei dem Treffen wird genau das organisiert, was wir kritisieren: die Zerschlagung von Griechenlands Infrastruktur oder auch die Zwangsräumungen in Spanien«, erklärt Mira Lauth vom antikapitalistischen Krisenprotestbündnis »No Troika« gegenüber »nd«. Das Bündnis versucht seit gut einem Jahr in der Rhein-Main-Region Proteste gegen die Krisenpolitik zu verankern und war an den Vorbereitungen der Blockupy-Aktionen im Mai beteiligt.

Zur Eröffnung der »Euro-Finance-Week« empfingen Aktivisten die Konferenzteilnehmer am Montag an den Messehallen mit Transparenten und Trommeln. Tags darauf schlugen sie ein Lager vor der Alten Börse auf, wo sich die Immobilienwirtschaft im Rahmen der Finanzwoche zu einem Kolloquium versammelte. Themen dort: Wohnungen als sichere Kapitalanlage in der Krise sowie die Umsetzung der energetischen Gebäudesanierung. »Die Mieten explodieren, selbst in bereits teuren Stadtteilen«, kritisiert Mira Lauth die Folgen des Immobilienbooms. Gegen Energieeffizienz hat sie grundsätzlich nichts einzuwenden. »Aber die Kosten werden auf die Mieter abgewälzt.« Bis zu 300 Euro mehr pro Monat könnten sich nur Reiche leisten.

Weitere Veranstaltungen der alternativen Finanzwoche widmen sich den Arbeitsbedingungen hinter den glänzenden Fassaden der Bankentürme oder auch den hartnäckigen Fluglärmprotesten in der Region. Der Bezug zur Finanzwelt fällt hier nicht sofort ins Auge. »Er ist aber da«, betont Lauth und verweist auf ein Panel während der »Euro-Finance-Week«, das sich mit der Frage befasse, ob das Nachtflugverbot den Standort Frankfurt gefährdet. Sie glaubt zu wissen, dass die Fluglärmgegner dort wenig Freunde haben.

Auch die Abschlussgala der Finanzbranche, zu der in der Alten Oper am Freitag »führende Vertreter des nationalen und internationalen Finanzwesens sowie aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft« geladen sind, soll von Protesten begleitet werden. Unter dem Motto »In Ruhe dinnern is' nicht mehr!« wollen Aktivisten dort demonstrieren, dass die europaweiten Spardiktate nicht einfach hingenommen werden. Es ärgert sie auch, dass es sich bei der Veranstaltung um eine Benefizgala handelt. »Erst die Menschen gezielt in Armut und Elend stürzen und sich dann noch als gewissenhafte Unternehmen feiern lassen, weil man einen Bruchteil seiner Profite in Gutsherrenart verteilt«, empört sich das »No-Troika«-Bündnis in seinem Aufruf.

Die Kritiker greifen das Thema der Gala »Eine Nacht für Kunst und Kultur« kreativ auf und wollen mit Pauken und Trompeten gehörig Krach schlagen. Sambagruppen aus mehreren Städten hätten sich angekündigt.

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