»Ein Sieg für das Land«
Pakistanischer Mumbai-Attentäter wurde in Indien hingerichtet / Jubel und Kritik
Die Todesnachricht kam im Morgengrauen. »Heute um 7.30 Uhr ist Ajmal Kasab gehängt worden«, verkündete ein indischer Regierungssprecher am Mittwoch vor Dutzenden Kamerateams. Bestraft wurde der Pakistaner für seine Beteiligung am Terrorangriff auf die indische Finanzmetropole Mumbai Ende November 2008. Bei der dreitägigen Bluttat waren unter anderem Luxushotels und öffentliche Gebäude attackiert worden. Mehr als 170 Menschen starben, darunter neun Extremisten. Kasab ging der Polizei als einziger Angreifer lebend ins Netz.
Ein Sondergericht hatte Kasab bereits im Mai 2010 zum Tode verurteilt. Die Richter sprachen ihn unter anderem wegen Mordes und »Kriegsführung gegen Indien« schuldig. Überführt hatten den jungen Mann, der zum Zeitpunkt Anschläge 21 Jahre alt war, auch mehrere Fotos. Sie zeigen ihn mit Rücksack auf dem Rücken und Sturmgewehr in der Hand auf dem Hauptbahnhof von Mumbai, wo er wahllos in die Menge schoss und viele Menschen tötete.
Kasab und seine Anwälte waren gegen das Todesurteil in Berufung gegangen, scheiterten jedoch in allen Instanzen. Vor wenigen Tagen lehnte auch Indiens Präsident Pranab Mukherjee das Gnadengesuch des Verurteilten ab und machte damit den Weg für die Hinrichtung frei. Vollstreckt wurde das Todesurteil in einem Gefängnis der Stadt Pune, 150 Kilometer südöstlich von Mumbai.
»Das ist ein Sieg für das Land«, sagte der sichtlich zufriedene Staatsanwalt Ujjwal Nikam, der die Anklage gegen Kasab geführt hatte. Mit der Hinrichtung des Pakistaners habe Indien den Opfern der Anschläge seine Ehrerbietung erwiesen. Zudem sei in dem rechtsstaatlichen Verfahren bewiesen wurden, dass das Terrorkomplott in Pakistan geplant worden sei.
Nach Ansicht der indischen Behörden steht die aus Pakistan operierende Terrorgruppe Lashkar-e-Taiba hinter der Tat. Zudem wird der pakistanische Geheimdienstes ISI verdächtigt, in die Vorbereitung der Anschläge verwickelt gewesen zu sein. Pakistan bestreitet das. Die Anschläge hatten zu erheblichen Spannungen zwischen den Atommächten geführt, inzwischen haben sich beide Seiten aber wieder angenähert.
Das Außenministerium in Islamabad bestätigte, dass es von der geplanten Hinrichtung informiert worden sei. Ein Ministeriumssprecher erklärte, Pakistan verurteile alle Formen von Terrorismus und arbeite im Kampf gegen den Terror eng mit der internationalen Gemeinschaft zusammen.
Fernsehsender zeigten nach Bekanntwerden der Exekution Bilder von jubelnden Menschen. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch schlug dagegen mahnende Töne an. Anstatt ein abscheuliches Verbrechen mit dem Tod zu bestrafen, solle sich Indien den Nationen anschließen, die die Todesstrafe bereits abgeschafft haben. Gleichzeitig beklagte sie, dass in Indien mit Ajmal Kasab erstmals seit 2004 wieder ein Mensch hingerichtet wurde.
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