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T. und H. Mann: Glücksfall

  • Klaus Bellin
  • Lesedauer: 2 Min.
T. und H. Mann: Glücksfall

Auf die Kranzschleife hatte er schreiben lassen: »Meinem großen Bruder in Liebe«. Etwas später schilderte Thomas Mann in seinem Nachruf für eine amerikanische Zeitschrift die letzten Tage seines Bruders Heinrich. Er nannte ihn »einen der größten Schriftsteller deutscher Sprache«. Er fand wieder schöne und würdige Worte. Sie löschten die Rivalitäten und Feindseligkeiten, allen Neid, Zwist und Hass, der ihr Verhältnis getrübt hatte.

Einst hatten sie einträchtig einen glutheißen Sommer in Italien verbracht und an ihren Büchern geschrieben, Heinrich Mann am Roman »Im Schlaraffenland«, Thomas an den »Buddenbrooks«. Im Ersten Weltkrieg wurden sie Gegner. Der Riss, der durch die blutende Welt ging, trennte auch sie. Der frühen Gemeinsamkeit und Zuneigung folgten nun Hassausbrüche und Feindseligkeiten, die sich erst später allmählich verloren. Die Geschichte der Brüder steht in den Briefen, die sie wechselten und die 1965 erstmals im Aufbau-Verlag gedruckt wurden (1968 auch bei S. Fischer). Die Sammlung, bei jeder Neuauflage um weitere Funde ergänzt, erschien das letzte Mal 1995 im Fischer Taschenbuch Verlag.

Sie muss erneut aktualisiert werden. Denn in den Unterlagen ihrer Mutter Leonie Mann, der Tochter Heinrichs, fanden die Söhne Jendrich und Ludvik vor einiger Zeit 81 handgeschriebene Postkarten, die in einem schlichten Umschlag steckten und jetzt nach langen Verhandlungen von den Lübecker Museen erworben wurden. Hans Wißkirchen, der Leitende Direktor der Museen, spricht nach erster Sichtung des Materials von einem Glücksfall und einem Fortschritt für die Forschung, weil das Konvolut, das aus den Jahren 1901 bis 1914 und 1922 bis 1928 stammt, den Blick auf das Verhältnis der Brüder verändern wird. Beide sind, wie er betont, offenbar vertrauter miteinander umgegangen, als man bislang glaubte. Lübecks Kultursenatorin Annette Borns (SPD) spricht von einem Werk, »das viele Geschichten erzählen wird«.

Eine Auswahl der Postkarten wird bis zum 6. Januar 2013 im Buddenbrookhaus gezeigt. Foto: dpa

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