Protest gegen Pelzindustrie
Kundgebungen gegen Bogner auch in Hamburg
Gegen das »Alle Jahre wieder«-Gedudel vom benachbarten Weihnachtsmarkt skandieren Mitglieder der Organisation Tierbefreiung Hamburg immer wieder »Bogner-Boykott!«. Auch die Parolen auf ihren Transparenten - »Für die Befreiung der Tiere« und »Stoppt den systematischen Massenmord! Pelzhandel boykottieren!« - machen deutlich: Weniger den Kauf- und Konsumräuschen, mit denen ausgerechnet die Geburt des berühmtesten Sozialrevolutionärs der Zivilisationsgeschichte gefeiert wird, gilt ihr Protest. Vielmehr haben sie sich am Freitag und Samstag vor der Bogner-Filiale am Hamburger Rathausmarkt versammelt, um dagegen zu demonstrieren, dass empfindungsfähige Lebewesen »zur Ware gemacht« werden.
»Allein für Bogners Profit werden tausende Tiere zunächst über Monate in Drahtkäfigen gehalten, um dann im Spätherbst mit Genickbruch, Stromschlag oder Vergasung durch Kohlenmonoxid ermordet zu werden«, ist auf dem Flugblatt der Tierbefreiungsaktivisten zu lesen. Jährlich müssen 50 Millionen Nerze, Füchse, Waschbären, Kaninchen für das umstrittenste Segment der Modebranche sterben. Oftmals einen extrem qualvollen Tod: Wie heimliche Videoaufnahmen dokumentieren, werden viele Tiere bei lebendigem Leib gehäutet.
Der Winter- und Sportmodenhersteller Bogner, der in 45 Ländern Filialen unterhält und seit 1936 die deutsche Olympiamannschaft ausstattet, ist in den Fokus der Tierfreunde geraten, weil er hierzulande zu den letzten Großunternehmen gehört, die nicht bereit sind, sich aus dem »blutigen Handel mit Pelzen« zurückzuziehen, erklärt ein Sprecher von Tierbefreiung Hamburg. »Bisher hat Bogner jedes Gesprächsangebot verweigert. Wir werden aber nicht ruhen, bevor Bogner aussteigt.« Dass dies keine leere Drohung ist, haben andere Bekleidungsketten längst erleben müssen. Die Bogner-Proteste finden im Rahmen der Antipelz-Kampagnen der in Deutschland, Österreich, Luxemburg und der Schweiz agierenden Offensive gegen die Pelzindustrie (OgPI) statt. Die Offensive existiert seit 1999 und ist gut organisiert. An den von ihr ausgerufenen Aktionstagen belagern ihre Mitglieder manchmal gleichzeitig in bis zu 25 Städten Pelzgeschäfte. Entsprechend kann die OgPI seit ihrer Gründung eine Reihe Erfolge verbuchen: Nicht nur die Schließung einiger Nerzfarmen geht auf ihr Konto - vor allem ist es ihr mit länderübergreifenden Protesten, in die auch kritische Verbraucher eingebunden werden, tatsächlich gelungen, einige Bekleidungskonzerne in die Knie zu zwingen. Beispielsweise nötigte sie 2001 C&A zum Ausstieg, im Jahr 2002 die KarstadtQuelle AG, 2006 Peek & Cloppenburg und Kaufhof, 2010 Escada. Außer in Hamburg gab es am Wochenende auch in Berlin, Frankfurt, Oldenburg und Zürich Boykott-Kundgebungen gegen Bogner. Dabei betonen die Aktivisten, die vorwiegend dem linken Spektrum angehören, dass der Pelzhandel »nur die Spitze des Eisberges der brutalen Tierausbeutung im Kapitalismus ist«.
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