Tödliche Kälte

In Russland kamen bisher offiziell mindestens 128 Menschen bei eisigen Temperaturen ums Leben

  • Lesedauer: 3 Min.
Dutzende Tote und Hunderte Verletzte: Die eisigsten Dezemberfröste seit einem halben Jahrhundert fordern in Russland etliche Kälteopfer. Langsam wird es vor allem im Westen des Riesenreiches milder. Die Behörden warnen gerade deshalb aber vor neuen Gefahren.

Eisiger Frost in weiten Teilen Russlands hat bisher mindestens 128 Menschen das Leben gekostet. Mehr als 1800 Kälteopfer seien wegen Erfrierungen medizinisch versorgt worden, etwa 900 Menschen lägen noch in Kliniken, meldete die Agentur Interfax am Mittwoch unter Berufung auf Gesundheitsbehörden. In zahlreichen Gegenden des Riesenreiches fielen die Temperaturen tagelang auf weit unter minus 30 Grad. Mehr als 250 000 Grundschüler und Kindergartenkinder hatten kältefrei. Medien zufolge herrschten in einigen Gebieten die härtesten Dezemberfröste seit 50 Jahren, im Osten Sibiriens wurde es sogar fast minus 60 Grad kalt.

Wegen eines defekten Heizkraftwerkes rief die südsibirische Teilrepublik Tuwa für die betroffene Region den Notstand aus. Tausende Menschen mussten wegen der tagelangen Kälte von unter minus 40 Grad ihre Häuser verlassen. Hubschrauber flogen Frauen und Kinder in die nächstgelegene Großstadt. Aus benachbarten Regionen brachten etliche Helfer Dutzende Heizkörper und mehr 65 Tonnen Lebensmittel in das Gebiet an der Grenze zur Mongolei.

Allein seit Dienstag seien zwei Menschen gestorben - einer im Gebiet Orenburg am Südural und einer im Gebiet Uljanowsk an der Wolga - sowie 40 Kälteopfer in Krankenhäuser gebracht worden, hieß es. Experten gehen aber von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus. Vor allem für Obdachlose stehen kaum warme Orte mit heißer Verpflegung oder Notquartiere bereit. Die bisher 128 registrierten Todesfälle seien auf Unterkühlung und Erfrierungen zurückzuführen, meldete Interfax.

Zahlreiche Menschen kamen auch bei Bränden ums Leben, als sie sich an maroden Öfen oder offenen Feuern aufwärmen wollten. So häuften sich etwa in Medien Berichte über Gasexplosionen, weil Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten worden seien.

Die Metropolregion Moskau erlebte am 24. Dezember die bislang eisigste Nacht des Jahres. Am kältesten war es mit minus 32,2 Grad im Dorf Tscherusti im Osten des Moskauer Gebiets. Seither stiegen die Temperaturen aber rasant um etwa 20 Grad. Die Behörden warnten jedoch vor glatten Straßen aufgrund von gefährlichem Eisregen. Auch tauende und von Dächern herabfallende Eiszapfen seien eine Gefahr. Der oberste Amtsarzt Gennadi Onischtschenko rechnet zudem mit einer deutlichen Zunahme von Grippeerkrankungen.

Der harte Frost hat auch Folgen für die Landwirtschaft im größten Land der Erde. In fünf Regionen sei bis zu einem Drittel der Wintergetreide-Aussaat verloren, sagte Vizeregierungschef Arkadi Dworkowitsch. Landesweit lägen die Verluste aber mit acht bis neun Prozent im Durchschnitt der vergangenen Jahre.

Auch in anderen Teilen der Welt forderte die Kälte zahlreiche Todesopfer. In der Ukraine wurden mehr als 80 gezählt, in Polen fast 60. Mindestens 33 Menschen sind bei einer Kältewelle in Nordindien in den vergangenen Tagen ums Leben gekommen. Die meisten seien erfroren, andere bei Verkehrsunfällen aufgrund des sehr dichten Nebels gestorben, berichtete die Nachrichtenagentur IANS. dpa/AFP

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