Solidarität mit dem Chef

FDP-Parteiprominenz springt Rösler bei

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.
Wie tief kann ein Parteichef sinken? Sehr tief, wie sich am Beispiel des glücklosen FDP-Vorsitzenden Philipp Rösler zeigt. Doch da seine öffentliche Demontage der kriselnden Partei schadet, stellt sich das liberale Spitzenpersonal nun hinter ihn. Vorerst.

Den vorläufigen Tiefpunkt erreichte Rösler am Wochenende auf dem Dreikönigstreffen in Stuttgart. Das Parteivolk ertrug seine Rede mehr, als das es ihr folgte. Und als vor dem Podium jemand laut rief: »Rösler, du bist ein Arschloch«, reagierte der Beschimpfte mit der Bitte, man könne dies doch »höflicher formulieren«. Mittlerweile kursiert das Filmchen im Internet.

Was den Zuschauer besonders verwundert: So richtig aufregen mochte sich im Saal niemand über den dreisten Zwischenrufer. Es war, als würde dort jemand aussprechen, was insgeheim alle dachten. Die derzeit beeindruckendste Eigenschaft des Philipp Rösler ist sein Gleichmut. Fast schon dankbar nimmt er alle Demütigungen hin. Doch die öffentliche Demontage Röslers schadet vor allem der Partei. So nahmen ihn am Montag gleich mehrere FDP-Promis in Schutz vor den Attacken des liberalen Entwicklungshilfeministers Dirk Niebel. Dieser hatte Rösler auf dem Dreikönigstreffen scharf angegriffen und so die Führungsdebatte weiter angeheizt.

Die stellvertretende Parteivorsitzende Sabine Leutheusser-Schnarrenberger warf Niebel nun vor, durch seine Angriffe der FDP geschadet zu haben. Auch Fraktionschef Rainer Brüderle, den sich viele als künftigen Parteivorsitzenden wünschen, sprang Rösler bei. »Ich unterstütze ihn voll und ganz«, sagte er der »Passauer Neuen Presse«. Der nordrhein-westfälische FDP-Vorsitzende Christian Lindner ließ am Montag verkünden, dass er sich an der Debatte über den Vorsitzenden nicht beteiligen wolle. Die FDP müsse sich endlich der Landtagswahl in Niedersachsen am 20. Januar zuwenden. Der Chef der Jungen Liberalen (JuLis), Lasse Becker, warf Niebel im RBB-Radio »mediale Selbstbefriedigung« vor.

Offenbar hat man sich auf einen parteiinternen Burgfrieden verständigt. Ob der bis zu den niedersächsischen Landtagswahlen hält, wird sich zeigen. Niebel hielt sich gestern jedenfalls zurück.

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