Mehr Rente bei weniger Gehalt
Eishockeyprofis in Nordamerika gehen im Tarifstreit mit der NHL viele Zugeständnisse ein
113 Tage mussten Eishockeyfans in den USA und Kanada warten, nun ist der »Lockout« der NHL vorbei. Die Klubbesitzer der Liga lassen ihre Profis wieder in die Hallen und spätestens ab 19. Januar soll eine verkürzte Saison ausgetragen werden. Über die Hälfte aller Spiele war der Aussperrung zum Opfer gefallen, nun sollen noch knapp 50 Hauptrundenpartien pro Team plus Playoffs ausgetragen werden. Während sich die verbliebenen Fans freuen, endlich wieder ihren Stars beim Eislaufen am Stock zujubeln zu dürfen, stellt sich die Frage nach dem Gewinner des Arbeitskampfs.
Im Streit zwischen der NHL und der Spielergewerkschaft NHLPA ging es hauptsächlich um die Verteilung der jährlichen Gesamteinnahmen. Allein für diese Saison waren sie ursprünglich auf rund 3,3 Milliarden US-Dollar geschätzt worden, bevor nach Arbeitgeberschätzungen alle Klubs zusammen an jedem jener 113 Tage bis zu 20 Millionen Dollar und die Spieler zehn Millionen verloren. »Ich hätte mir gewünscht, dass wir früher zu einer Einigung gekommen wären«, sagte dann auch Shane Doan, Spieler der Phoenix Coyotes.
Die Details werden zwar noch von Juristen festgezurrt, bevor beide Seiten darüber abstimmen, doch vieles ist jetzt schon klar:
Einnahmenverteilung
Bekamen die Spieler bislang 57 Prozent der »eishockeybezogenen Einnahmen«, sind es nun nur 50. Ein Sieg der Arbeitgeber. Allerdings zeigten die Fans in diesem Punkt auch viel Unverständnis für die Forderung der Klubs, da die NHL in den vergangenen Jahren Gewinnzuwächse von sieben Prozent im Schnitt erzielte.
Gehaltsobergrenze
Dieser »salary cap« limitiert die Gehälter des gesamten Kaders eines Teams jährlich zunächst bei 60 Millionen Dollar. In der kommenden Saison steigt die Grenze auf 64,3 Millionen Dollar. Hier hat sich die Gewerkschaft durchgesetzt, denn schon für die vergangene Saison galt das Limit von 64 Millionen Dollar. Hintergrund der Regelung ist, dass Teams in billigeren Fernsehmärkten weniger TV-Einnahmen haben, und damit ohne Gehaltsobergrenzen keine Chance hätten, Stars anzulocken und Meisterschaften zu gewinnen. Ihnen ist das Limit noch zu hoch.
Vertragslänge
Künftig gelten Kontrakte höchstens acht Jahre lang. Dabei wollten die Klubs nicht über fünf Jahre hinausgehen, doch zumindest sind die »Rentenverträge« über mehr als ein Jahrzehnt abgeschafft. Beide Seiten trafen sich in der Mitte.
Dauer der Vereinbarung
Der neue Tarifvertrag zwischen Liga und Gewerkschaft gilt mindestens acht Jahre lang, weit mehr als NHLPA-Boss Donald Fehr ursprünglich im Sinn hatte. Den Fans bleibt ein neuer Tarifstreit somit aber für viele Jahre erspart.
Rentenplan
Die Spieler preisen diesen als großen Verhandlungssieg, denn nun werden die Renten leistungs- und nicht mehr beitragsorientiert gezahlt. Das sichert jene Profis besser ab, die zwar viel gespielt, dabei ohne Star-Appeal aber vergleichsweise wenig verdient haben.
Experten sehen die Klubbesitzer insgesamt als Sieger des Streits, doch damit hatten selbst die Spieler gerechnet. »Uns war klar, dass wir viel aufgeben müssen. So lief es die letzten zehn Jahre im gesamten Profisport«, sagte Shane Doan. Er glaube, man habe das beste herausgeholt, was möglich war. »Wenn man in die NHL kommt, merkt man schnell, dass sie ein Geschäft ist, dessen Teil man wird. Mit diesem Geschäft wollen viele Leute viel Geld machen wollen. Wir haben nur aufpassen können, dass es halbwegs fair bleibt.«
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