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Druckerei am Ende?

Springer kündigt Aufträge bei der »Frankfurter Rundschau«

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine neue Hiobsbotschaft überschattet das Insolvenzverfahren bei der »Frankfurter Rundschau« (FR). Weil der Springer-Verlag seine Druckaufträge für »Bild«, »Welt« und »Welt kompakt« zum Monatsende gekündigt hat, stehen nun zahlreiche Arbeitsplätze im FR-Druckhaus auf der Kippe.

Die Druckerei hatte rund 38 Jahre lang auf der Grundlage langfristiger Verträge die Springer-Blätter produziert. »Ohne den Springer-Verlag ist die Zukunft des Druckzentrums Neu-Isenburg hoch gefährdet«; beschreibt Manfred Moos, hessischer Landesleiter im ver.di-Fachbereich Medien, die Bedrohung. Auch wenn die Mehrheit der Belegschaft nicht immer mit den Ansichten von »Bild« und »Welt« übereingestimmt habe, so der Betriebsratsvorsitzende Marcel Bathis in einem Schreiben an Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner. hätten die Beschäftigten jahrzehntelang zu ihren Verpflichtungen gestanden und »jeden Tag ein Produkt in hervorragender Qualität abgeliefert«.

Die Springer-Manager hatten in den letzten Wochen kurzfristig von einem Sonderkündigungsrecht aufgrund des seit November laufenden Insolvenzverfahrens Gebrauch gemacht und die Belegschaft vor vollendete Tatsachen gestellt. Dem Vernehmen nach sollen die Druckaufträge zum 1. Februar von der Springer-Zeitungsdruckerei, der Hausdruckerei der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, der Druckerei der türkischsprachigen Zeitung Hürriyet sowie der Druckerei des Zeitungskonzerns Ippen übernommen werden. »Wir bedauern diesen Schritt, müssen aber die Produktion unserer Titel sicherstellen«, so ein Springer-Konzernsprecher.

Ohne die Springer-Großaufträge, die bisher etwa die Hälfte des Druckvolumens und Umsatzes ausmachten, befürchten die Gewerkschafter über kurz oder lang das Aus für den gesamten Betrieb. 250 von derzeit noch 480 FR-Beschäftigten sind in der Großdruckerei tätig, die restlichen 230 in Redaktion und Verlag. Bathis und Moos forderten Döpfner daher noch einmal auf, die Entscheidung gegen das Neu-Isenburger Druckhaus zu überdenken. Sie befürchten, dass sich die Suche nach einem neuen Investor für die moderne Druckerei mit dem Wegbrechen der Springer-Druckaufträge schwieriger gestalten könnte. »Diese Pleite muss nicht sein, denn unsere Arbeit ist ja nicht schlechter geworden und unsere Preise sind wettbewerbsfähig«, so Bathis.

Die FR-Geschäftsführung hatte im November beim Frankfurter Amtsgericht die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beantragt. Die FR-Hauptgesellschafter, der Kölner Medienkonzern DuMont Schauberg und die SPD-Medienholding DDVG, sehen nach eigenen Angaben »keine Perspektive der Fortführung des Unternehmens«. Die Zukunft der bundesdeutschen Tageszeitungslandschaft stand auch im Mittelpunkt eines Gesprächs von Döpfner mit dem Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion am Donnerstag. Die aktuellen Nöte der Neu-Isenburger Drucker waren dabei dem Vernehmen nach kein offizielles Gesprächsthema.

Insolvenzverwalter Frank Schmitt geht nach Medienberichten davon aus, dass der Verlust der Springer-Großaufträge noch nicht zwangsläufig das Ende der Druckerei besiegelt. Er sieht nach wie vor potenzielle Investoren für eine Übernahme. Doch selbst wenn sich diese Einschätzung bewahrheiten sollte, kommt auf die Belegschaft ein massiver Kahlschlag zu. Zur Abfederung der Folgen appellierte Moos an die »soziale Verantwortung« der bisherigen FR-Gesellschafter und verlangte von ihnen »Zusagen über zusätzliche Anfindungsleistungen außerhalb eines Insolvenz-Sozialplans«. Dazu gehöre auch die Finanzierung einer Transfergesellschaft, um den sofortigen Fall in die Arbeitslosigkeit zu vermeiden«. Nur so hätten die Beschäftigten eine realistische Chance zur Qualifikation und Weiterbildung für Beschäftigung auch außerhalb der Druck- und Verlagsbranche.

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