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Besonders gefährlich!

Shell und Goldman Sachs erhalten den Schmähpreis »Public Eye Award«

  • Urs Fitze, Davos
  • Lesedauer: 2 Min.
Der »Public Eye Award« für die gröbsten Verstöße gegen Menschenrechte und Umweltschutz geht in diesem Jahr an Shell und Goldman Sachs. Sowohl Jury als auch das Publikum werfen den Unternehmen außergewöhnliches Fehlverhalten vor.

Der »Public Eye Award« geht dieses Jahr an Goldman Sachs und Royal Dutch Shell. Die Wall-Street-Großbank wird als »systematisch gefährliches Unternehmen« an den Pranger gestellt, der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern wegen seines Engagements in besonders umweltsensiblen Regionen. Mit dem von Greenpeace und der Erklärung von Bern verliehenen Schmähpreis werden seit 13 Jahren im Umfeld des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos Konzerne wegen schädlichen Verhaltens an den Pranger gestellt.

Der US-Wirtschaftskriminologe William K. Black bringt es auf den Punkt: »Goldman Sachs ist kein fauler Apfel in einer gesunden Finanzindustrie, sondern markiert nur die Norm für jene Banken, die angeblich zu groß sind, um scheitern zu können, und als systematisch gefährliche Institutionen einzustufen sind.« Der Autor des Bestsellers »Der beste Weg, eine Bank auszurauben, ist, sie zu besitzen« übte in Davos scharfe Kritik am zeitgleich stattfindenden Weltwirtschaftsforum: Dieses verharmlose die betrügerischen Praktiken vieler Finanzinstitute, indem es von Einzelfällen spreche, und habe seit Jahrzehnten daran mitgewirkt, ein »kriminelles Umfeld« zu optimieren, namentlich in Island, Irland, Großbritannien, den USA und Spanien. Die Dogmen des WEF hätten »privilegierte Schwindler« geradezu ermutigt, »die Investoren ihren eigenen Interessen zu opfern«.

Goldman Sachs trage auch eine große Mitschuld an der griechischen Krise, erklärte der deutsche Filmemacher Herdolor Lorenz, der mit seinem Projekt »wer-rettet-wen« die Großbank für den Schmähpreis vorgeschlagen hatte. Staatsschulden seien in Anleihen umgewandelt worden, um Griechenlands Beitritt zur Eurozone zu ermöglichen, nur um Jahre später, als Athen vor der Pleite stand, als »Hilfszahlungen« getarnt, den europäischen Steuerzahlern übertragen zu werden.

Das mag eine vereinfachte Sicht des Geschehens sein, zumal Lorenz auch noch eine Verschwörungstheorie verbreitete, wonach frühere Angestellte von Goldman Sachs, reihenweise an wichtigen politischen Schaltstellen sitzend, die betrügerischen Interessen der Großbank wahrten. Die dubiose Rolle von Goldman Sachs bei der Schuldenverschleierung Athens vor dem Beitritt zur Eurozone ist indes unbestritten. Die griechische Journalistin Eurydice Bersi zeichnete das dramatische Bild des heutigen Griechenland, in dem nur noch eines sicher scheint: der permanente wirtschaftliche und soziale Abstieg breiter Bevölkerungskreise.

Den Publikumspreis erhielt mt 41 800 Online-Stimmen und großem Vorsprung der britisch-niederländische Öl- und Gaskonzern Royal Dutch Shell. Dies wegen seiner ökologisch besonders riskanten Förderprojekte in Alaska und der kanadischen Provinz Alberta. Shell setze damit eines der letzten Naturparadiese aufs Spiel. Shell erhält damit nach 2005, als die Firma wegen ihrer Praktiken in Nigeria an den Pranger gestellt worden war, zum zweiten Mal den »Public Eye Award«. Fotos: dpa

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