Polizeiaktion bei der »Augsburger Allgemeinen«

Journalistenverbände kritisieren Vorgehen scharf

  • Lesedauer: 2 Min.

Augsburg (dpa/nd). Eine Polizeiaktion in den Redaktionsräumen der »Augsburger Allgemeinen« hat scharfe Kritik von Journalistenverbänden ausgelöst. Die Polizei hatte am Montag in dem Verlag die Daten eines Internet-Forennutzers beschlagnahmt. »Wir finden das einen ungeheuren Vorgang«, kritisierte am Dienstag Kalle Kaschel-Arnold von der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di. Die Aktion sei »völlig überzogen« gewesen, sagte auch der Vorsitzende des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV), Wolfgang Stöckel. Die Staatsanwaltschaft wies die Vorwürfe zurück.

Nach einer Beleidigungs-Strafanzeige des Augsburger Ordnungsreferenten Volker Ullrich hatte das Amtsgericht eine Durchsuchung der Redaktionsräume angeordnet. Der CSU-Politiker fühlte sich durch einen Eintrag in einem Forum der Zeitung verunglimpft. Schon vorher habe Ullrich die Herausgabe der Daten des Forumsnutzers verlangt, berichtete die Zeitung. Die Redaktion habe die Passagen im Internet gelöscht, die Daten aber nicht an den Kommunalpolitiker gegeben.

Die Augsburger Staatsanwaltschaft betonte, die Redaktion habe die Daten noch vor einer Durchsuchung freiwillig herausgegeben. Dies sei in dem Beschluss des Gerichts im Rahmen einer sogenannten Abwendungsbefugnis auch schon vorgesehen gewesen, betonte der Behördensprecher Matthias Nickolai. »Es hat definitiv keine Durchsuchung stattgefunden«, meinte er. Es sei nötig, die Daten des Foren-Schreibers zu ermitteln, um feststellen zu können, ob der Betroffene schon häufiger in ähnlicher Weise aufgefallen ist.

Beide Verbände forderten einen besseren Schutz vor solchen Aktionen. Das Redaktionsgeheimnis müsse gewahrt bleiben.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -