Polizeiaktion bei der »Augsburger Allgemeinen«
Journalistenverbände kritisieren Vorgehen scharf
Augsburg (dpa/nd). Eine Polizeiaktion in den Redaktionsräumen der »Augsburger Allgemeinen« hat scharfe Kritik von Journalistenverbänden ausgelöst. Die Polizei hatte am Montag in dem Verlag die Daten eines Internet-Forennutzers beschlagnahmt. »Wir finden das einen ungeheuren Vorgang«, kritisierte am Dienstag Kalle Kaschel-Arnold von der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di. Die Aktion sei »völlig überzogen« gewesen, sagte auch der Vorsitzende des Bayerischen Journalisten-Verbandes (BJV), Wolfgang Stöckel. Die Staatsanwaltschaft wies die Vorwürfe zurück.
Nach einer Beleidigungs-Strafanzeige des Augsburger Ordnungsreferenten Volker Ullrich hatte das Amtsgericht eine Durchsuchung der Redaktionsräume angeordnet. Der CSU-Politiker fühlte sich durch einen Eintrag in einem Forum der Zeitung verunglimpft. Schon vorher habe Ullrich die Herausgabe der Daten des Forumsnutzers verlangt, berichtete die Zeitung. Die Redaktion habe die Passagen im Internet gelöscht, die Daten aber nicht an den Kommunalpolitiker gegeben.
Die Augsburger Staatsanwaltschaft betonte, die Redaktion habe die Daten noch vor einer Durchsuchung freiwillig herausgegeben. Dies sei in dem Beschluss des Gerichts im Rahmen einer sogenannten Abwendungsbefugnis auch schon vorgesehen gewesen, betonte der Behördensprecher Matthias Nickolai. »Es hat definitiv keine Durchsuchung stattgefunden«, meinte er. Es sei nötig, die Daten des Foren-Schreibers zu ermitteln, um feststellen zu können, ob der Betroffene schon häufiger in ähnlicher Weise aufgefallen ist.
Beide Verbände forderten einen besseren Schutz vor solchen Aktionen. Das Redaktionsgeheimnis müsse gewahrt bleiben.
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