Rennen ums Entrinnen

Die große Angst der Fußball-Zweitligisten vor der Drittklassigkeit

Als die Deutsche Fußball Liga (DFL) im Januar ihren Geschäftsbericht für die Saison 2011/2012 veröffentlichte, ging die 2. Bundesliga fast unter. Zu tönend war der Jubel über den Rekordumsatz von 2,08 Milliarden Euro in der Eliteklasse. Aber auch das Unterhaus schrieb mit 348,5 Millionen das beste Ergebnis seiner Geschichte. Allein zehn der 18 Zweitligisten verbuchten in ihrer Jahresbilanz ein positives Ergebnis.

Seit 2001 unter dem Dach der DFL, hat sich die 2. Bundesliga gut entwickelt. Zwar stellen eine verbindliche Infrastruktur oder die zur Pflicht gewordenen Nachwuchsleistungszentren den einen oder anderen kleinen Verein vor eine große Aufgabe. Die Vermarktungsmöglichkeiten aber entschädigen für die Anstrengungen. So steigen durch den neuen Fernsehvertrag, der von der kommenden Saison bis zur Spielzeit 2016/17 läuft, die Einnahmen durch die TV-Rechte von bisher 90 Millionen Euro auf 126 Millionen.
Abgesehen von hoch verschuldeten Erstligaabsteigern mit einem für zweitklassige Verhältnisse wettbewerbsverzerrenden Etat wie Hertha BSC lässt es sich also ganz gut leben im Unterhaus. Den zum Aufstieg verdammten Berlinern und Tabellenführer Eintracht Braunschweig ist der Platz im Fahrstuhl zur Erstklassigkeit bei zehn und zwölf Punkten Vorsprung auf Platz drei kaum noch zu nehmen.
Wenn die 2. Bundesliga heute ihr Pflichtspielprogramm nach der Winterpause startet, richtet sich der Blick der meisten Klubs nicht hoffnungsvoll nach oben, sondern mit Sorge auf das Tabellenende. Die Abstiegsangst geht um. Es droht der schmerzvolle Gang in die Drittklassigkeit. Teure Stadien, hoch dotierte Verträge und Altschulden bringen so manchen Klub an den Rand des Ruins. Alemannia Aachen, Arminia Bielefeld, Hansa Rostock und der VfL Osnabrück kämpfen dort gerade um ihre Existenz.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Spielklassen trägt in der 3. Liga der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die operative Verantwortung. In der Vermarktung trennt sie Welten von Liga zwei. 14 Millionen Euro an Einnahmen durch die TV-Rechte werden auf 20 Vereine verteilt. Einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte zufolge verzeichnete die 3. Liga in der vergangenen Saison im Vergleich mit mehreren Profiligen (Fußball, Handball, Eishockey, Basketball) als einzige einen Umsatzrückgang – von gleich 11,5 Prozent.

Das Rennen ums Entrinnen wird in den verbleibenden 15 Spieltagen der 2. Liga sehr viel spannender als der Aufstiegskampf. Erzgebirge Aue trennen als Elften nur zehn Zähler von Schlusslicht Regensburg. Acht Teams werden alles dafür geben, am 19. Mai nicht auf den Plätzen 16, 17 und 18 zu stehen. Dafür holten sie im Winter insgesamt 15 neue Spieler.

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