Das große Monopoly um die FR

Das Aus könnte lange geplant gewesen sein

  • Hans-Gerd Öfinger
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat es am Donnerstag erstmals offiziell gemacht: Sie will die Frankfurter Rundschau (FR) übernehmen und als »vollwertige Zeitung« mit »linksliberaler Ausrichtung« weiterführen. Dafür reichten allerdings 30 Redakteure, zitierte die FAZ den vorläufigen Insolvenzverwalter Frank Schmitt. Während eine breite Öffentlichkeit im aktuellen Drama die insolvente FR vor allem als Zeitungstitel und Garant von Pressevielfalt betrachtet, bleibt das Schicksal der Beschäftigten vielfach unterbelichtet. Dabei stehen gut 400 Arbeitsplätze auf der Kippe.

Mit dem absehbaren Aus für die alte Rundschau und insbesondere ihre Druckerei wird eine alte Bastion der Arbeiterbewegung »abgewickelt«. In den zähen Streikbewegungen um 35-Stunden-Woche und Abwehr von Rationalisierungsfolgen war sie eine Hochburg der IG Druck und Papier mit einer selbstbewussten und kämpferischen Belegschaft. Seit bald einem Jahrzehnt hat diese Belegschaft Lohnopfer gebracht und massive Arbeitsplatzverluste hingenommen. Die neuen Gesellschafter, die SPD-eigene DDVG und der Kölner Verlag DuMont Schauberg, erfüllten die in sie gesetzte Hoffnung nicht. Statt Honorierung der hohen Leistungs- und Opferbereitschaft werden die Beschäftigten dank Insolvenzverfahren mit mageren Abfindungen ausscheiden. Sie sind Opfer einer Marktbereinigung im großen Stil geworden. Einiges deutet darauf hin, dass große Player der Branche wie FAZ, Springer und DuMont Schauberg darauf gezielt hingearbeitet haben könnten. Schon längst hat die Überproduktionskrise die Druckbranche erfasst. Etliche Drucker, die im Rhein-Main-Gebiet in den vergangenen Jahren Opfer von Firmenpleiten wurden, haben bis heute keinen Job gefunden.

Im Dezember verzichtete die FR-Belegschaft darauf, die Springer-Produktion in ihrer Druckerei zu bestreiken. Doch Springer zeigte keinen Dank für das Stillhalten und blieb beim Abzug seiner Großaufträge ab Februar. Damit war der Todesstoß für die FR-Druckerei besiegelt. Weitgehend ungeschoren blieb auch die SPD, die sich im Wahljahr 2013 ungern an ihre »soziale Verantwortung« oder daran erinnern lässt, dass sie zum wiederholten Male eine Zeitung »abwickelt«. Vielleicht hätte ein demonstrativer Auftritt bei Peer Steinbrücks »Krönungsmesse« im Dezember in Hannover Druck aufbauen können. Die FR-Belegschaft hat versucht, durch stoisches Abwarten, Wohlverhalten und moralische Appelle an die Gesellschafter und den Springer-Konzern die Katastrophe abzuwenden. Diese Hoffnung ging nicht auf.

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