ThyssenKrupp streicht 2000 Stahl-Jobs

Gewerkschaft: Rechnung für Missmanagement jetzt nicht den Beschäftigten ausstellen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin (dpa/nd). Nach dem angekündigten Verkauf der defizitären Stahlwerke in Übersee streicht der angeschlagene Industriekonzern mindestens 2000 Stellen im europäischen Stahlgeschäft. Nach dpa-Informationen ist davon vorwiegend Deutschland betroffen. Gewerkschaft und Betriebsrat wollen betriebsbedingte Kündigungen vermeiden. Durch mögliche Verkäufe könne sich die Belegschaftszahl um weitere 1800 Mitarbeiter reduzieren, teilte Deutschlands größter Stahlkonzern am Freitag in Essen mit.

ThyssenKrupp will in den nächsten drei Jahren rund zwei Milliarden Euro einsparen, davon rund 500 Millionen Euro in seinem europäischen Stahlgeschäft. Von rund 27 600 Mitarbeitern der europäischen Stahlsparte sind in Deutschland rund 19 000 bei der Steel Europe AG beschäftigt. Hinzu kommen rund 7000 Beschäftigte in deutschen Tochtergesellschaften des Unternehmens. Neben Stilllegungen werde auch der Verkauf oder die Verlagerung von Anlagen geprüft, hieß es. Betroffen seien solche zur Stahlveredelung in Duisburg, Dortmund, Neuwied sowie in Spanien. Am Betrieb von zentralen Anlagen zur Stahlproduktion wie etwa den Hochöfen wolle ThyssenKrupp jedoch unverändert festhalten.

Bei den nun anlaufenden Gesprächen zur Umsetzung der Streichpläne forderten IG Metall und Betriebsrat einen Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen. »Niemand bei ThyssenKrupp darf arbeitslos werden», sagte der NRW-Bezirksleiter der Gewerkschaft Knut Giesler. Die Rechnung für vergangenes Missmanagement dürfe jetzt nicht den Beschäftigten ausgestellt werden, forderte er. Notwendig seien nun Investitionen in eine nachhaltige Stahlstrategie am Standort Deutschland.

Hauptsächlich durch Milliardenverluste bei Stahlwerksprojekten in Brasilien und den USA war der Essener Konzern mit einem Minus von fünf Milliarden Euro im zurückliegenden Geschäftsjahr 2011/2012 tief in die roten Zahlen gerutscht. Das Unternehmen strich deswegen erstmals in der Geschichte des Konzerns die Dividende.

ThyssenKrupp-Chef Hiesinger will das in die roten Zahlen gerutschte Dax-Schwergewicht wieder auf Kurs bringen. Dafür sollen allein 2000 Stellen in der traditionsreichen Stahlsparte wegfallen. Die meisten in Deutschland. Alles kommt auf den Prüfstand.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -