Historisches Debakel für deutsches Eishockey
Männer verpassen Olympiaticket, die Frauen qualifizieren sich für Sotschi
Die Eishockeywettkämpfe bei Olympia in Sotschi finden ohne deutsche Männer statt. Erstmals in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bundes wurde die Qualifikation verpasst. Das DEB-Team gewann am Sonntag zwar 3:2 nach Verlängerung im entscheidenden Spiel gegen Österreich. Allerdings ist dieser Erfolg nichts wert, da die Alpenrepublik zwei Spiele in der regulären Spielzeit für sich entschied und daher mehr Punkte erzielte.
Bye, bye Sotschi. Die deutschen Eishockeyspieler erleben Olympia 2014 auf dem Sofa. Vor 4517 Zuschauern schlugen sie Österreich erst in der Verlängerung, nachdem sie in Bietigheim-Bissingen zweimal in Führung gelegen hatten. Damit ist Deutschland nach 62 Jahren erstmals nicht im olympischen Eishockeyturnier vertreten.
Deutschlands Eishockeyteams und Olympia, das verleitete die Fans nur selten zu Freudentänzen. Die Platzierungen deutscher Teams pendelten meist zwischen den Plätzen fünf und neun. 1976 hatte sich die BRD mit dem späteren Eisbären-Manager Lenz Funk in Innsbruck nach Siegen über die Schweiz, Polen und die USA die Bronzemedaille gesichert. Aber das ist lange her. Die DDR wirbelte 1968 nur ein einziges Mal bei Olympia mit, belegte aber nach schmerzlichen Niederlagen (0:9 gegen die UdSSR) nur den letzten Platz. Daraufhin wurde Eishockey auf zwei Teams reduziert und aus dem olympischen Förderprogramm gestrichen.
Heute gehört Eishockey in Deutschland zu den Publikumssportarten. Es gibt mit der DEL eine Profiliga, eine 2. Bundesliga, eine Nachwuchsliga. Deutschland verfügt über 250 Kunsteisbahnen, die drei Eisschnelllaufhallen mit Eishockeyflächen in der Mitte nicht einmal mitgerechnet. Trotzdem rutschte das deutsche Eishockey im Weltranking auf den zehnten Rang ab. Die schmerzlichste Niederlage kassierte das deutsche Team bei der WM 2012 mit 4:12 gegen Norwegen. Durch den missglückten WM-Auftritt musste das Team in die Olympiaqualifikation gegen die Niederlande, Italien und Österreich. Es überzeugte dabei wahrlich nicht mit Traum-Eishockey. Beim 5:1 gegen die Niederlande wachten die Deutschen erst im letzten Drittel auf. Ex-Eisbär Alexander Barta war an allen fünf Treffern beteiligt. Zwei schoss er selbst und für die anderen drei gab er die Vorlagen.
Gegen die eher drittklassigen Italiener bot unsere Auswahl ein Bild des Jammers. 60 Minuten rannten sie gegen die Azzurris an. Tore am Fließband? Denkste! Bei der Schlusssirene hieß es 1:1. Verlängerung, 2:1 für Italien und das deutsche Eishockey war um eine Blamage reicher.
Trotz bester materieller Voraussetzungen kommt das deutsche Eishockey nicht voran. Es fehlt an Personal. Es gibt kaum deutsche Trainer und zu viele zweitklassige Spieler aus Übersee. Kölns Trainer Uwe Krupp hatte das Nationalteam mit dem vierten WM-Platz aufgepäppelt. Er musste gehen. Es kam Jakob Kölliker und führte die Auswahl ins Kellergewölbe des Welteishockeys. Jetzt steht Pat Cortina an der Bande.
Freude verbreiteten die Frauen. Bei ihrem Qualifikationsturnier in Weiden hatten sie das Sotschi-Ticket nach Siegen über China (3:1) und Tschechien (3:1) bereits vorzeitig in der Tasche.
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