Sterne am Kirchenhimmel
Die Sanierung der Schweriner Schlosskirche ist fast abgeschlossen
Schwerin. »Dieses neue Licht in der Kirche, das ist das Schönste.« Pastor Holger Marquardt, Probst der Schweriner Schlosskirchengemeinde, ist gerührt. Noch nie in der 450-jährigen Geschichte sei Mecklenburgs erstes reformatorisches Gotteshaus derart gründlich gereinigt und saniert worden, vermutet Marquardt. Die Restauratoren hätten jetzt den Kerzenruß und Staub der vergangenen hundert Jahre von Wänden, Decke, Altar und Gestühl geputzt. »So hell sieht die Kirche in ihrer jetzigen Gestalt wohl zum ersten Mal aus«, sagt der Pastor. Nach einer 4,5 Millionen Euro teuren Restaurierung soll die Kirche im Schloss Schwerin an Pfingstsonntag eingeweiht werden.
Stern zu verkaufen
Erbaut von 1560 bis 1563 im Auftrag von Herzog Johann Albrecht I. sei die dem Land Mecklenburg-Vorpommern gehörende Schlosskirche der erste protestantische Sakralbau im Nordosten, sagt Inga Schreiber, Baureferentin des Landtags, in Schwerin. Die exzellente Ausstattung des Gebäudes habe sich an Martin Luthers Ideen für den evangelischen Predigtgottesdienst orientiert. So stehe die Kanzel als Ort der Verkündung im Mittelpunkt des Gotteshauses, erklärt Schreiber.
Während des Schlossumbaus im 19. Jahrhundert durch Georg Adolph Demmler (1804-1886) wurde die Kapelle um einen neugotischen Sandstein-Chor nach Entwürfen des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner (1802-1861) erweitert, wie Schreiber erzählt. Zeitgleich wurden die Wände großflächig mit Gemälden verziert. Das Deckengewölbe erhielt ein leuchtendes Ultramarinblau sowie Tausende goldener Sterne, die nach gründlichem Entfernen einer schwarz-grauen Patina nun wieder in altem Glanz erstrahlen.
Zugleich ließen die dekorativen Himmelskörper am Kirchengewölbe auch die Spendenkasse für die Sanierung ordentlich klingeln. Bei der symbolischen Aktion »Kauf Dir Deinen Stern vom Himmel« seien für bislang 5420 der insgesamt 8758 Glanzlichter Paten gefunden und damit 328 000 Euro Sponsorengelder eingenommen worden, bilanziert Inga Schreiber. Im Klinikum Schwerin etwa wurde jedes hundertste neugeborene Baby mit einem Stern der Schlosskirche beschenkt.
Zuletzt kommt die Orgel
Als besondere Herausforderung aber bei der 2006 begonnenen Kirchensanierung stellte sich das Schließen von tiefen Rissen in Putz und Gemäuer heraus, wie Michael Bleyder vom landeseigenen Betrieb für Bau und Liegenschaften erklärt. Die einst von Demmler ausgebauten Zuganker wurden zur statischen Stabilisierung des Kirchgewölbes wieder eingezogen. Lange Öffnungen im Mauerwerk mussten mit Hilfe von Stahlnadeln verschlossen und neu verputzt werden. Von 2011 an arbeiteten rund 50 Restauratoren im Inneren der Schlosskirche.
Aktuell werde noch am hölzernen Altar aus dem 19. Jahrhundert gewerkelt, sagt Chefrestaurator Andreas Baumgart. Fehlende Schnitzereien müssten ersetzt, die Bemalung gereinigt und retuschiert sowie Lackschäden ausgebessert werden. Zuletzt dann solle kurz vor der Wiedereinweihung der Schlosskirche die um 1950 von einem Potsdamer Meister errichtete und nun in der selben Werkstatt überholte Kirchenorgel eingebaut werden. Das Instrument werde aber nicht nur an Pfingsten gespielt, so der Pastor. Auch bei sommerlichen Konzerten und am 31. Oktober, dem Reformationstag, solle die Orgel wieder erklingen.
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