Bundestrainerin Silvia Neid spürt Druck
Mit dem stark besetzten Algarve-Cup beginnt heute für die deutschen Fußballerinnen ein wegweisendes EM-Jahr
Das ist denn mal praktisch gedacht: Nicht Frankfurt am Main, sondern die Ferieninsel Mallorca hatte die deutsche Frauen-Nationalmannschaft zum Treffpunkt auserkoren, um sich für den Algarve-Cup zu versammeln. Am Montag ging es von dort erst ins portugiesische Faro und dann weiter ins Mannschaftshotel in Vale do Lobo an Portugals Südküste. Dort trifft sich alljährlich alles, was im Frauenfußball Rang und Namen hat; hier findet mittlerweile mehr als eine Mini-WM statt, bei der wie selbstverständlich Weltmeister Japan, Olympiasieger USA oder auch Europameister Deutschland teilnehmen.
Die deutsche Elf startet heute in einer von drei Vierergruppen zunächst gegen Dänemark, spielt am Freitag gegen Japan und am kommenden Montag noch EM-Gruppengegner Norwegen. Der Fernsehsender Eurosport überträgt alle Partien live. Auch das ist ein Zeichen für die große Bedeutung des Algarve-Cups.
»Für uns ist es wichtig, die Spielerinnen über einen langen Zeitraum beisammenzuhaben«, sagte Bundestrainerin Silvia Neid, »weil aber auch einige EM-Teilnehmer starten, muss man schauen, wie viel die Teams wirklich preisgeben.« Prestigeerfolge an der portugiesischen Küste sind ja gut und schön, aber ernst wird es erst, wenn die deutsche Auswahl am 11. Juli im schwedischen Växjö ihr EM-Auftaktspiel gegen die Niederlande bestreitet. Davor sind noch Freundschaftsspiele vereinbart, die allerhöchste Ansprüche stellen: so gegen die USA am 5. April in Offenbach oder gegen Japan am 29. Juni in München.
Die EM gilt - nach der verpatzten Heim-WM und den verpassten Olympischen Spielen - als Wegweiser für das weibliche Segment. Und die Bundestrainerin leugnet auch gar nicht den Druck, der auf ihr lastet. Neid gibt aber zu bedenken: »Wir gehören bei einer EM immer zu den Favoriten, aber Mannschaften wie Frankreich oder Schweden agieren auf einem ähnlichen Niveau.« Gerade die spielstarken Französinnen, gegen die zuletzt im Test in Straßburg noch ein mühsames 3:3 heraussprang, gelten als Trendsetter.
Aber auch das schwarz-rot-goldene Reservoir ist beachtlich: Allen voran die Frankfurterin Dzsenifer Marozsan, beste Spielerin der U 20-WM, ist auserkoren, das deutsche Spiel in die richtigen Bahnen zu lenken. Neid hat eine interessante Mixtur beisammen, die viele Optionen eröffnet und auch die verletzungsbedingten Ausfälle von Annike Krahn, Simone Laudehr und Fatmire Bajramaj auffängt. Für die am Innenband verletzte Bianca Schmidt, eine von sieben berufenen Spielerinnen des 1. FFC Frankfurt, rutschte noch Isabel Kerschowski in den Kader.
Wie wichtig dem deutschen Frauenfußball der Algarve-Cup ist, wird auch daran deutlich, dass parallel eine Fortbildung mit allen Bundesliga-Trainern stattfindet. Den Ausführungen von DFB-Trainerin Tina Theune lauschen auch Frankfurts Coach Philipp Dahm und Potsdams Urgestein Bernd Schröder, die sich dann gleich nach der Rückreise am 17. März zum aufgeladenen Bundesliga-Klassiker am Frankfurter Brentanobad gegenüberstehen.
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