Carlsens Griff nach der Schachkrone

Am Freitag beginnt das WM-Kandidatenturnier

  • Dagobert Kohlmeyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Das IET Savoy Place in London ist eine noble Adresse. In dem Konferenzzentrum an der Themse beginnt morgen das Kandidatenturnier zur nächsten Schach-WM der Männer. Acht namhafte Großmeister kämpfen um das Recht, den indischen Titelverteidiger Viswanathan Anand im November herauszufordern: Der Norweger Magnus Carlsen, die Russen Wladimir Kramnik, Alexander Grischuk und Peter Swidler, Levon Aronjan aus Armenien, der Aserbaidshaner Teimur Radjabow, Wassili Iwantschuk aus der Ukraine sowie der letztjährige Herausforderer Boris Gelfand aus Israel.

Das Turnier wird in zwei Runden gespielt, jeder spielt also zweimal gegen jeden. Insgesamt sieben Teilnehmer sind in der Sowjetunion geboren. Topfavorit aber ist Magnus Carlsen, der seit 2010 die Weltrangliste anführt. Der 22-jährige Norweger gilt unter Experten als Jahrhunderttalent. Nicht zuletzt, nachdem er im Januar das Turnier von Wijk aan Zee in den Niederlanden mit klarem Vorsprung gewann und selbstsicher erklärte: »Ich bin derzeit der stärkste Schachspieler der Welt.«

Wer mag dem Ausnahmekönner widersprechen, der schon im Alter von 14 Großmeister wurde und seither die Schachszene aufmischt. Kein Geringerer als Garri Kasparow trainierte ein Jahr lang mit Carlsen, was zur Folge hatte, dass dieser inzwischen fast jedes Turnier gewinnt. In der Weltrangliste liegt er mit 2872 Punkten nun deutlich vor Kramnik (2810) und Aronjan (2809).

Carlsens Chancen auf die Schachkrone sind auch aufgrund des neuen Reglements größer als je zuvor. 2007 scheiterte er als 16-Jähriger bei den Kandidatenkämpfen noch knapp an Aronjan. Im nächsten Zyklus zog er zurück, weil der Weltverband FIDE die zugesagten Termine nicht eingehalten hatte. Carlsen blieb dem WM-Ausscheid auch fern, weil er das lotterieähnliche K.-o.-System ablehnte. Jetzt nimmt der Norweger also einen neuen Anlauf. Die Konkurrenz ist stark, doch die Turnierform passt. Es gibt keine Ausreden mehr.

Für sein großes Ziel überlässt Carlsen nichts dem Zufall. Er verpflichtete den dänischen Großmeister Peter Heine Nielsen als Trainer, mit dem er schon früher arbeitete. Der 39-jährige Nielsen war auch WM-Sekundant von Anand. Er soll Carlsens Spiel im Trainingslager auf den Kanaren noch mehr Biss verliehen haben.

Der Manager des Norwegers, Espen Agdestein, erklärte: »Wir freuen uns, Nielsen im Team zu haben.« Er kenne die skandinavische Mentalität. »Wir wollen Leute, die zu 100 Prozent motiviert sind, denn es ist schwer, die Russen zu schlagen.« Spätestens am 2. April steht der Sieger von London fest, der im November versuchen wird, Anand die Schachkrone zu entreißen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -