Schrulliger Sexappeal
Rosemarie Fendel
Rosemarie Fendel wurde vergangenen Donnerstag postum eine seltene Ehre der ARD zuteil: Der Öffentlich-Rechtliche Sender wahrte seinen Bildungsauftrag, änderte sein Programm und strahlte die 2007 entstandene Eigenproduktion »Das zweite Leben« aus, in der die Grande Dame des deutschen Fernsehens zusammen mit ihrer Tochter Suzanne von Borsordy agierte.
Die am 25. April 1927 in Metternich geborene und am vergangenen Mittwoch in Frankfurt am Main verstorbene Schauspielerin, Drehbuchautorin, Theaterregisseurin, Synchron- und Hörspielsprecherin war auf den ersten Blick nicht schön zu nennen. Doch ihre elegante Ausstrahlung und ihre sanfte, fast schnurrende Stimme machten sie ungemein attraktiv. Die ehemalige Schülerin von Maria Koppenhöfer, die 1947 in München am Theater debütierte, konnte gleichzeitig schrullig und erotisch wirken.
Zeiten ändern sich, doch Rosemarie Fendel war über Jahrzehnte eine herausragende Charakterdarstellerin, ganz gleich, ob sie in Haupt- oder Nebenrollen im Kino, auf der Mattscheibe oder im Theater spielte.
Als Filmfrau von Erik Ode in »Der Kommissar« wurde sie Ende der 60er Jahre einem breiten TV-Publikum bekannt: Sie brachte dem Ermittler nicht nur Drinks und Zigaretten, sondern erteilte auch Ratschläge zur Lösung von kniffligen Kriminalfällen.
Ob in »Trotta« (1971), »Ödipussi« (1988), »Schtonk« (1992), »Bonhoeffer - Die letzte Stufe« (2000) oder zuletzt in »Das Adlon - eine Familensaga« (2013) - Fendel machte immer eine gute Figur, sogar auf dem »Traumschiff« (1998) und in der Serie »Freunde fürs Leben« (1996/97). Die Grimme-Preisträgerin, die 2009 mit der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet wurde, war als Lebensabschnittsgefährtin von Regisseur Johannes Schaaf wesentlich an der Kinoadaption von »Momo« (1986) beteiligt. Als Synchronsprecherin lieh sie Femme Fatales wie Elizabeth Taylor oder Gina Lollobrigida ihre Stimme. Da sie bis zuletzt aktiv war (»SOKO Wismar«), kam ihr Tod nach kurzer, schwerer Krankheit trotz des fortgeschrittenen Alters von 85 Jahren überraschend.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.