- Kultur
- Büroleiterin von Angela Merkel
Beate Baumann: Chefin und Chefin
Wer kennt Angela Merkel so gut wie Beate Baumann?
Fast niemand kennt Beate Baumann. Sie war jahrzehntelang die Büroleiterin von Angela Merkel. Und damit eine der wichtigsten Frauen der deutschen Politik, gleich hinter der Kanzlerin. Denn Baumann musste alles für sie organisieren. Ihre wichtigste Frage war nicht: Welche Politik macht Merkel, sondern: Wie wirkt Merkel dabei? Laut »Spiegel« habe sie dafür einen eigenen Begriff geprägt: Tonalität. Darauf kam es bei Merkel am meisten an. Immer am Rande der Langeweile und dann … alles gewinnen.
Dabei sollen sich die beiden Frauen sehr gut verstanden haben. Deshalb haben sie auch zusammen die Autobiografie der Ex-CDU-Chefin verfasst. Sie heißt lapidar »Freiheit« und erscheint nächste Woche. Wer weiß schon, dass dies ein alter Gruß der Sozialdemokraten in der Weimarer Republik war? Andererseits konnte man unter Merkel die CDU kaum noch von der SPD unterscheiden, sehr auf Kosten der letzteren.
Merkel war fast genauso lang Regierungschefin wie der Rekordkanzler Helmut Kohl. Der sagte über seine Büroleiterin Juliane Weber: »Es gibt nur zwei Menschen, die alles über mich wissen, meine Frau und Juliane Weber.« Bei Baumann dürfte es ähnlich sein, nur ist es ihr gelungen, fast vollständig im Hintergrund zu bleiben. Es gibt kaum Fotos von ihr und auch keine Zitate, insofern ist auch sie eine »perfekte Maschinistin der Macht«, wie die »Süddeutsche Zeitung« Weber einmal nannte.
Was mein weiß: Baumann ist Jahrgang 1963, kommt aus Osnabrück, hat Germanistik studiert, war in der Jungen Union und kam zu Merkel, als die noch unter Helmut Kohl Ministerin für Frauen und Jugend war. Auf Empfehlung von Christian Wulff, einem ihrer späteren Hauptkonkurrenten in der CDU. Merkel lobte ihn weg, als Bundespräsident scheiterte er kläglich.
Auch Baumann sagt man nach, sie könne ebenso sehr hart wie auch herzlich sein. Die ganze Klaviatur, kennt man aus jedem Krimi. Für die Vermarktung von »Freiheit« hat sie zusammen mit Merkel eine eigene Firma gegründet: Zwei Cheffinen unterwegs.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.