Erpressung

Kurt Stenger über europäische Krisendiplomatie gegenüber Zypern

Wenn Ihr bis Montag nicht unserem Rettungsplan zustimmt, drehen wir euch den Geldhahn zu, Ihr geht Pleite und fliegt aus dem Euro! Mit einer schlichten Erpressung versuchte die europäische Krisendiplomatie die zyprischen Politiker weich zu kochen und auf Kurs zu bringen. Das schärfste Schwert schwang dabei die Europäische Zentralbank (EZB) - diese hält seit den durch die Ankündigung der Sparerabgabe verursachten Turbulenzen Zyperns angeschlagene Banken mit einer Notkreditlinie über Wasser und drohte, diese jetzt zu stoppen.

Dabei gab es gar keinen Grund für derartige Kurzschlusshandlungen. Mit Kapitalverkehrsbeschränkungen hätte man verhindern können, dass Anleger auf Zypern nach einer Wiedereröffnung der Bankschalter ihr Geld in anderen Steuerparadiesen in Sicherheit bringen. Das Nein des Parlaments in Nikosia hätte man zum Anlass nehmen sollen, darüber nachzudenken, wie eine Beteiligung von Privatvermögen am besten aussehen könnte. Deren Notwendigkeit steht außer Frage, schließlich profitieren neben den Banken vor allem deren Großanleger europaweit von den Rettungsaktionen.

Eine Vermögensabgabe, die viele Milliarden in die klammen öffentlichen Kassen spülen könnte, ist freilich immer noch kein Thema. Stattdessen hält man eisern am - von der deutschen Regierung vorgegebenen - Kurs fest, dass die Bevölkerung der Krisenländer die Rettungsaktionen bezahlen soll. Und ist diese nicht willig, so greift man zur Erpressung.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.