Nach Brand in Köln: Muslime kritisieren Ermittler
Türkischer Vizeministerpräsident spricht von Verharmlosung möglicher rassistischer Straftaten
Berlin (Agenturen/nd). Nach dem tödlichen Brand eines auch von Türken bewohnten Wohnhauses in Köln hat ein türkischer Regierungsvertreter den Ermittlern Verharmlosung möglicher fremdenfeindlicher Straftaten vorgeworfen. »Ob in Stuttgart oder Köln, bei jedem dieser Brände muss immer ein rechtsradikaler Neonazi-Hintergrund vermutet und genau untersucht werden, ob es sich um Brandstiftung handelt oder nicht«, kritisierte der stellvertretende Ministerpräsident Bekir Bozdag am Montag in Ankara.
Bei dem Feuer in Köln waren zwei Menschen gestorben. Bozdag kritisierte demnach, die Ermittlungsbehörden hätten schon unmittelbar nach dem Brand einen fremdenfeindlichen Hintergrund ausgeschlossen. Das zeige, dass in Deutschland mit zweierlei Maß gemessen werde. Die deutsche Polizei hatte allerdings am Sonntag betont, man ermittle »in alle Richtungen«. Dennoch mahnte auch der türkische Minister für Europafragen, Egemen Bagis, in Izmir: »Jeder sollte wissen, dass die Türkei geschlossen hinter ihren Geschwistern, den Staatsbürgern und ehemaligen Staatsbürgern, in Deutschland steht und die Entwicklungen mit großer Aufmerksamkeit verfolgt«
Inzwischen hat auch der Vorsitzende des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, die Ermittlungen kritisiert. »Sicherheitsbehörden sollten nicht vorschnell einen rechtsradikalen Hintergrund ausschließen, sondern durch akribische Spurensuche überzeugen. Das haben sie leider in der Vergangenheit, etwa bei der NSU-Ermittlung, nicht getan«, sagte Mazyek den Zeitungen der WAZ-Gruppe. Deshalb führten unbedachte Äußerungen nur dazu, dass das Vertrauen in unseren Rechtsstaat noch weiter schwinde.
»Deutsche Muslime haben nach den jüngsten Wohnungsbränden große Angst. Aus der Politik und Gesellschaft kommt einfach zu wenig, dass man die Sorgen der Türken und Muslime wirklich ernst nimmt. Es fehlt an Signalen, die ihnen zeigen: Wir halten zusammen und sitzen alle im gleichen Boot«, wird Mazyek zitiert. »Wenn man brennende Wohnhäuser oder Angriffe auf Moscheen als Alltag begreift und verharmlost, erweist man den Radikalen auf beiden Seiten einen großen Dienst. Damit verlieren wir alle, weil wir so Extremisten und Terroristen stärken, die nur Chaos in Deutschland wollen.«
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