Jugend forscht

Schüler ohne Handy

An einer Braunschweiger Schule findet gerade ein interessantes Experiment statt. 45 Schüler versuchen, eine Woche lang ohne Handy auszukommen. Sie beamen sich quasi zurück in die Steinzeit der Kommunikation, sofern man sich ohne modernes Gerät überhaupt irgendwo hin beamen kann. Es ist ein bisschen wie in Mark Twains »Ein Yankee an König Artus‘ Hof«, in dem sich ein moderner Amerikaner nach einem Schlag auf den Kopf unversehens in sehr grauer Vorzeit wiederfindet. Die Rede ist von einem Buch, aber dazu später.

Zunächst wollen wir den Braunschweiger Versuchspersonen unser Mitgefühl ausdrücken und viel Kraft wünschen. Junkies auf Totalentzug - das ist hart und geht an die Substanz. Zugleich möchten und können wir ihnen Mut machen: Ältere Mitbürger haben nicht nur eine Projektwoche, sondern Projektmonate, Projektjahre, sogar ganze Projektjahrzehnte ohne Handy mitgemacht und dabei doch irgendwie, nun ja, nennen wir es: gelebt.

Dabei halfen ihnen ausgeklügelte Kulturtechniken. Denn irgendwie mussten sie ja die Zeit totschlagen, die nicht fürs Telefonieren, Surfen, Simsen, Chatten, Twittern, Mailen usw. drauf ging. Beispielsweise das Gespräch. Man muss sich das so vorstellen wie einen Videochat, nur ohne Computer und Internet. Man sieht sich unplugged und redet in Echtzeit. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber nicht unmöglich.

Oder man hat gelesen. In -> Büchern. Das sind diese aneinandergeklebten Papierblätterstapel. -> Papier wurde aus -> Holz hergestellt, also aus -> Bäumen, die im -> Wald wuchsen. Aber genug der Fremdworte, die man ohne Handy ja gar nicht googeln kann.

Die Probanden werden noch schön fluchen. Sie leben in einer Zeit, da Neugeborene praktisch noch vor ihrem Namen eine Steueridentifikationsnummer, einen Handyvertrag und einen Facebook-Account bekommen. Jetzt machen sie die Erfahrung, die Ältere schon haben. Den Älteren geht es in gewisser Weise wie den Ostdeutschen: Sie kennen beide Systeme und können vergleichen. Die Ostdeutschen kennen DDR und BRD, die Älteren kennen offline und online. Man könnte auch sagen: Die Älteren sind die Ossis des Digitalzeitalters.

Wobei noch gar nicht klar ist, ob das Digital- und Handyzeitalter einen Fortschritt darstellt. Vielleicht ist es ja so: Der liebe Gott hat es die Menschen erst ein paar tausend Jahre analog probieren lassen. Und dann hat er ihnen solche Plagen wie Apple, Microsoft und Google geschickt, damit sie das digitale Modell testen. Am Ende wird verglichen und entschieden. Womöglich zieht der liebe Gott dann alle Handys und Computer wieder ein. Sorry, könnte er sagen, Test misslungen, wir müssen uns was Anderes überlegen.

Diesen Vergleich machen die Schüler in Braunschweig jetzt schon mal im Schnelldurchlauf. Dabei stellen sich natürlich neue Fragen. Beispielsweise: Wie sind die Alten damals ins Internet gekommen, als sie weder Handys noch Computer hatten? Wir könnten es verraten, aber wir wollen es nicht. Sollen sie es doch selbst rauskriegen. Wozu haben sie schließlich Projektwochen?

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