Ehrenamtliche Trauergäste gesucht

Ungewöhnliche Bestattungen in Saarbrücken

  • Nadine Klees, epd
  • Lesedauer: 2 Min.
Es ist ein seltenes Ehrenamt. In der Saar-Hauptstadt Saarbrücken haben sich Freiwillige gefunden, die auf Beerdigungen gehen. Sie sorgen dafür, dass Menschen, die einsam starben, nicht auch ebenso einsam begraben werden.

Saarbrücken. Die kleine Trauergemeinde, die auf dem Saarbrücker Hauptfriedhof die Urne zu ihrem Grab geleitet, unterscheidet sich nicht von anderen. Eine Handvoll Menschen nimmt Abschied von einem Toten. Anders ist nur, dass keiner von ihnen den Verstorbenen kannte: Alle sind ehrenamtliche Trauergäste.

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Der Saarbrücker Bestatter Hubert Laubach hat eine Initiative ins Leben gerufen, damit auch Menschen ohne Familie, ohne Freunde und Bekannte nicht allein zu Grabe tragen werden. »Ich war immer zutiefst enttäuscht, wenn zu einer Beerdigung niemand kam«, sagt er. Oft genug erlebte er, dass bei ordnungsamtlichen Bestattungen außer ihm nur ein Geistlicher und ein Friedhofsangestellter die Urnen begleiteten. Nach seinem Verständnis sollte aber jeder Verstorbene einen Platz mit seinem Namen und eine ordentliche Trauerfeier bekommen.

Anfang des Jahres schaltete Laubach deshalb eine Zeitungsanzeige unter der Überschrift »Ehrenamtliche Trauergäste gesucht«. Darin hieß es: »Immer mehr Menschen sterben einsam und werden ohne Beteiligung Dritter bestattet.« Sein Unternehmen suche Freiwillige, »die diesen Menschen nach deren Tod die letzte Ehre erweisen und somit einen würdevollen Abschied ermöglichen.« Zu Laubachs eigenem Erstaunen meldeten sich tatsächlich Freiwillige. Die einzige Gemeinsamkeit der ehrenamtlichen Trauergäste ist das Alter: Sie haben die 60 schon überschritten. Ansonsten kommen alle, die sich freiwillig an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern lassen, aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Eine frühere Inhaberin eines Friseursalons ist dabei, ein Geschäftsführer, ein leitender Angestellter - aus einem Sozialberuf kommt keiner von ihnen.

Vor der Feier erfahren sie vom Bestatter das wenige, was er selbst über den Toten weiß, bisweilen - außer dem Namen - nur Geburts- und Todesdatum. Können sie tatsächlich um einen fremden Menschen trauern? Einer aus der Gruppe sieht seine Aufgabe als Begleiter. Es sei wichtig, einfach da zu sein, ein »stummer Zeuge«.

»Für die Unbedachten«

Ein Mann nennt ein Erlebnis aus der Kindheit als Grund für seinen Einsatz: Er habe als Messdiener an einer einsamen Beerdigung teilgenommen, eine Erfahrung, die ihn damals zu Tränen rührte und sein Leben lang nicht losließ.

Ähnliches Gedenkformen gibt es auch andernorts: In Göttingen begleitet die Tobiasbruderschaft seit 2009 ordnungsamtliche Bestattungen. In Essen gibt es seit mehreren Jahren an jedem zweiten Dienstag im Monat einen ökumenischen »Gedenkgottesdienst für die Unbedachten dieser Stadt«.

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