Söhne beschäftigt: Nächster CSU-Politiker tritt zurück
Abgeordneten-Affäre in Bayern zieht Kreise / Christsoziale führten in 15 Fällen Ehepartner oder Kinder als Mitarbeiter
München (dpa/nd). In der Affäre um die Beschäftigung von Ehefrauen und Kindern als Mitarbeiter zieht nach CSU-Fraktionschef Georg Schmid ein weiterer CSU-Politiker persönliche Konsequenzen. Georg Winter, der wegen der Beschäftigung seiner zum Einstellungszeitpunkt 13- und 14-jährigen Söhne massiv in die Kritik geraten war, räumt seinen Posten als Chef des Haushaltsausschusses im bayerischen Landtag. Das teilte Winter am Montagabend schriftlich mit.
In dem Schreiben verweist er darauf, dass die Beschäftigung seiner Söhne seit dem Jahr 2000 nach Meinung zweier eigens dazu eingeschalteter Experten rechtmäßig gewesen sei. Kinder- oder jugendarbeitsschutzrechtliche Vorschriften seien dem nicht entgegengestanden. Er selbst habe auch keine Zweifel an der Rechtmäßigkeit gehabt.
Allerdings schreibt der CSU-Politiker: „Unabhängig von diesen gutachtlichen Ergebnissen bedaure ich rückblickend aufrichtig mein damalig mangelndes Feingefühl. Hierfür entschuldige ich mich.“ Er habe Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) mitgeteilt, dass er seinen Ausschussvorsitz zum 1. Mai niederlege. Über den Rücktritt Winters hatte am Abend zuerst der Bayerische Rundfunk berichtet.
CSU-Fraktionschef Schmid war am vergangenen Donnerstag über die üppig entlohnte Beschäftigung seiner Frau als Büro-Mitarbeiterin gestürzt. Der Landtag hatte die Praxis, dass Abgeordnete enge Angehörige als Mitarbeiter anstellen dürfen, im Jahr 2000 verboten. Altverträge blieben davon unberührt.
Die neue CSU-Fraktionschefin Christa Stewens nannte Winters Rücktritt „konsequent und richtig“. Ob die Affäre für die CSU damit durchgestanden ist, vermochte Stewens nicht zu sagen. Sie betonte aber: „Die schwierigsten Fälle sind politisch aufgearbeitet.“ Sie habe aktuell auch „keine weiteren großen Befürchtungen“. Man werde aber alle weiteren 15 Fälle, in denen CSU-Abgeordnete Ehepartner oder Kinder als Mitarbeiter beschäftigt hätten, genau untersuchen. Darunter sind auch drei Kabinettsmitglieder: Kultusminister Ludwig Spaenle sowie die Staatssekretäre Franz Pschierer (Finanzen) und Gerhard Eck (Innen).
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.