Bundestrainer auf dem Schleudersitz
Nach dem Olympia-Aus steht Eishockey-Coach Pat Cortina bei der WM unter Erfolgsdruck
Pat Cortina weiß, was die Stunde geschlagen hat. »Wenn wir keine gute WM spielen, wird es Kritik geben. Aber es geht nicht um mich, sondern um das deutsche Eishockey«, sagt der Bundestrainer. 82 Tage nach dem blamablen Olympia-Aus steht die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft am Scheideweg: Geht der sportliche Absturz auch bei der WM in Schweden und Finnland weiter, droht der Sportart die Bedeutungslosigkeit - und Cortina ein schnelles Ende seines Traumjobs.
Der Italo-Kanadier ist erst seit siebeneinhalb Monaten im Amt. »Von September bis Mai ist keine lange Zeit, auch als Klubtrainer hätte man da keinen großen Einfluss auf sein Team«, sagt Cortina. Rückendeckung vom Deutschen Eishockey-Bund (DEB) bekommt der 48-Jährige vor dem heutigen WM-Auftaktspiel in Helsinki gegen den Co-Gastgeber Finnland nicht. »Wir konzentrieren uns auf die WM, mit allen anderen Dingen beschäftigen wir uns jetzt nicht«, sagt DEB-Präsident Uwe Harnos.
Deutsche Spiele in Gruppe B
gegen Finnland heute 19.15 Uhr
gegen Russland 5. Mai 15.15
gegen Slowakei 6. Mai 15.15
gegen Österreich 8. Mai 15.15
gegen Lettland 11. Mai 19.15
gegen USA 12. Mai 15.15
gegen Frankreich 14. Mai 15.15
alle Partien in Helsinki
16 Teams spielen in zwei Achtergruppen gegeneinander. Die jeweils vier Gruppenbesten ziehen ins Viertelfinale ein, die schlechteste Mannschaft steigt direkt ab. Ab dem Semifinale wird in Stockholm gespielt.
Dass er die wichtigste Aufgabe seiner Amtszeit nicht erfüllt und die deutsche Mannschaft erstmals auf sportlichem Weg die Olympischen Spiele verpasst hat, »ist ein Stachel, der ewig schmerzt«, sagt der Bundestrainer. Der Druck auf ihn ist gewachsen. »Das gehört dazu. Ich habe keine Flitterwochen mit Rosen erwartet.«
Seinen Erfolg oder Misserfolg bei der WM will er nicht an einer konkreten Platzierung festmachen. Es sei eine gute WM, »wenn wir vom Eis gehen und sagen: Wir haben unser bestes Eishockey gespielt. Ob das Platz eins oder sieben in der Gruppe bedeutet, weiß ich nicht.« Das deutsche Eishockey erlebe eine schwierige Zeit, »einige Schlüsselspieler haben ihren Höhepunkt überschritten, das Alter holt sie ein. Und die Jungen sind noch nicht so weit.«
Das Viertelfinale, das die DEB-Auswahl unter Uwe Krupp 2010 und 2011 erreichte, will niemand als Ziel ausgeben. Stattdessen blicken alle nach unten. »Unser Ziel ist es erst mal, nicht abzusteigen«, sagt NHL-Star Christian Ehrhoff, der zusammen mit seinem Ligakollegen Marcel Goc helfen will, den Absturz zu stoppen. »Platz sechs in der Gruppe« nennt Harnos als Ziel. Damit wäre der Gang in die Zweitklassigkeit auch in dem Fall vermieden, wenn Belarus - als Gastgeber der WM 2014 gesetzt - auf einem Abstiegsplatz landet.
Der Bundestrainer hat sein Team deutlich verändert. Nur noch zwölf Spieler, die Olympia verpassten, sind dabei. Arbeitsmoral und Einstellung seien wichtiger als Talent. Der Misserfolg im Februar habe ihn daran erinnert. Im Kampf um den Klassenerhalt sind in der Vorrunde Österreich und Frankreich die entscheidenden Gegner.
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