Duftreise vom Morgen- ins Abendland
GARTEN: Wenn der weiße Flieder wieder blüht, ... schmeichelt der Nase was man auch sieht
Während Felsenbirne, Kirsche und Pflaume in Weiß mit dem Rosa des Pfirsichs wetteifern, braucht der weiße Flieder noch wenigstens eine Woche bis er bei dem Farbspiel mithalten kann. Dabei ist er meist ein bisschen schneller als der fliederfarbene. Syringas Farbspektrum reicht von weiß über viele Schattierungen von rosa und rot bis zu lila, cremefarben oder gelb. Ob man nun aufrechte oder hängende Blütenrispen bevorzugt - eines einigt alle Fliederfreunde: sein unvergleichlicher Duft, im Garten und in der Vase.
Im Mittelalter fand der Flieder seinen Weg aus dem Süden nach Mitteleuropa, getragen von dem Flamen Busbeque, der das Abendland aus dem Morgenland auch mit den Tulpen beglückte. Seinen Siegeszug in Europas Gärten begann Syringa vulgaris aber erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, und zwar von Frankreich aus, wo das Spiel mit den Hybriden begann. In 70 Jahren sollen in Nancy die Lemoines, Vater und Sohn, mehr Sorten gezüchtet haben als später alle anderen Züchter zusammen.
Mit den verschiedenen Sorten des Edelflieders ließe sich eine dichte Hecke pflanzen, die zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlichen Farben blüht und ein Eldorado für Bienen und andere geflügelte Wesen bildet. Vom Zwerg- bis zum Königsflieder, vom Bogen- bis zum Samtflieder gibt es die unterschiedlichsten Sorten für unterschiedliche Ansprüche und Gartenvoraussetzungen. Besonders lukrativ für Duftliebhaber ist der Herbstflieder (S. microphylla Superba). Denn nach seiner Vollblüte legt er sich noch für eine kräftige Nachblüte ins Zeug, die bis in den Oktober reicht. Auch der Zwerg (S. meyeri Palibin) schenkt uns zweimal im Jahr seinen Duft und braucht gar nicht viel Platz, lässt sich gut als kleines Bäumchen ziehen. Er eignet sich mit seiner geringen Neigung zu Durstigkeit und seinem Wuchs bis etwa 1,50 Meter sogar als Kübelbewohner auf einem sonnigen Balkon. Fliederduft auch im Herbst - was will man mehr?
Allerdings hält sich die Lust, ständig mit dem Wasserkännchen zu laufen, in Grenzen. Einfacher ist es für Gartenbesitzer, ihre Kübelbewohner wie Wandelröschen, Datura, Passionsblume oder Fuchsien, im Garten in die Erde zu setzen. Das bekommt den Pflanzen gut und außerdem: Wir haben weniger zu tun, müssen keine tollen Töpfe kaufen, da für die Zeit im Winterquartier meist auch ein Plastesack für die Lieblinge reicht. Und wenn man den Wurzelballen noch in einem Drahtkorb oder in einem Kartoffelsack in der Erde versenkt, ist das Ausgraben im Herbst ganz einfach.
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