Wieso nicht gleich in Fraktur
Sarah Liebigt über Berliner Schwabenhass
»Kauft nicht bei Schwab'n« steht an der Wand. Hingeschmiert, typisch hektisches Graffiti eben. Ein paar hundert Meter weiter steht »Schwabe verpiss dich«. Welch Meisterleistung irrgeleiteten Anti-Gentrifizierungshumors. Wer jetzt noch lacht, sollte sich eine Spraydose besorgen und dem Schriftzug die nötigen Zacken und Kanten verpassen. Schließlich sieht so ein Spruch nur in Frakturschrift auch nach dem aus, wonach er klingt.
Ich kann nicht anders, ich versuche mir die linksökoalternativen Bewohner Prenzlauer Bergs in Braunhemden vorzustellen. Es gelingt fast. Aber eben nur fast.
Der Spätzlekrieg, in dem alles Süddeutsche über einen Kamm geschert wird (egal ob es bayrische Bäcker, fränkische Fassbiere oder eben schwäbische Schrippen sind), bedient sich nun der Naziparolen. Und zieht damit jeden sachlichen Versuch, Probleme wie Gentrifizierung, Verdrängung und miese Mietenpolitik zu diskutieren, noch ein Stück weiter in den Dreck. Noch ein bisschen Stahlbeton zum Verhärten der Fronten, noch ein bisschen Futter für all jene, die bloß noch böse mit dem Kopf schütteln, möchte man sie darauf hinweisen, dass die Berliner Innenstadt nun mal ein Problem hat.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.