Unterschriften gegen ein Denkmal
Im mecklenburgischen Malchow wird gegen sowjetisches Mahnmal mobilisiert
Wer aus Norden in die Innenstadt der idyllischen Inselstadt Malchow fährt, kann es bisher gar nicht verfehlen: Das Denkmal für Kriegsgefallene der sowjetischen Armee, an zentraler Stelle in dem 7000-Einwohner-Städtchen gelegen, ist nämlich mehrere Meter hoch und trägt einen knallroten Stern auf der Spitze. Dieser Anblick ist offenbar einigen Malchowern unerträglich geworden. Im Zuge der Umgestaltung der betreffenden Straßenkreuzung zwischen Rostocker und Bahnhofstraße soll, so fordert eine Initiative um den Malchower Hans-Peter Weiß, das Denkmal abgebaut und umgesetzt werden. Stattdessen könnte, regte der Initiator gegenüber den Landesmedien an, dort wieder das Denkmal für die Malchower Gefallenen des Ersten Weltkrieges errichtet worden, das zuvor an diesem Platz gestanden hatte - oder »würdig an die Gefallenen beider Weltkriege erinnert« werden, so Weiß.
Im Gegensatz etwa zu Neustrelitz, wo noch 1990 das Gefallenendenkmal der Roten Armee auf dem Markt demontiert wurde, hatte sich die Inselstadt zwischen Fleesen- und Plauer See bisher ganz im Geiste des »2+4-Vertrages« um die Mahnmale der Roten Armee gut gekümmert; das baufällig gewordene Mahnmal wurde im Jahr 2000 aufwendig saniert. Nun will Weiß 500 Unterschriften für einen Abriss sammeln - dann muss sich die Stadt mit dem Thema zumindest befassen. Malchows bündnisgrüner Bürgermeister Joachim Stein sieht bislang allerdings keinen Handlungsbedarf. Nach den bisherigen Plänen der Stadt soll das Mahnmal in eine neue Grünanlage integriert werden.
Dennoch steht Malchow im Sommer vielleicht eine Denkmalsdebatte ins Haus. Am Donnerstag meldete die dpa, dass Weiß bereits mehr als 200 Unterschriften zusammen habe. Wo zumindest ein Teil derselben herkommen könnte, macht ein Blick in die regionalen Nazimedien deutlich: Schon seit Tagen mobilisiert etwa das »MuP-Info« seine örtlichen Leser gegen das »Besatzerdenkmal«, das »stalinistische Protzdenkmal«. Schließlich hätten die Russen vor Ort sogar Kinder ermordet, so die Neonazis. In Malchow gibt es seit vielen Jahren eine rege Naziszene. Initiator Weiß hat gegenüber den Medien erklärt, ihn ärgere der Beifall von dieser Seite.
Umbettungen müssten bei einem tatsächlichen Abbau des Denkmals allerdings nicht mehr vorgenommen werden. Die in Malchow begrabenen Rotarmisten wurden bereits in den 1990er Jahren auf das Gelände der kleinen Malchower KZ-Gedenkstätte verbracht, als auch dieses zu DDR-Zeiten nahe der Stadtkirche errichtete Mahnmal restauriert wurde. In Malchow gab es zwischen 1943 und 1945 ein Außenlager des Frauen-KZ Ravensbrück. Dort waren am Ende bis zu 5000 Frauen inhaftiert, die in der örtlichen Munitionsindustrie arbeiten mussten. Weiß möchte nun auch das Mahnmal der Rotarmisten dorthin verlegen. Damit wäre es weitgehend aus dem Stadtbild verschwunden.
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