Gleichsetzungshumbug
Markus Drescher über die Absicht, Symbole der DDR zu verbieten
Die DDR und der Kommunismus: Für viele schwarz-gelbe Politiker - und natürlich Hubertus Knabe, den Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen - scheint es auch mehr als 20 Jahre nach dem Ende des Arbeiter- und Bauerstaates nichts Schlimmeres zu geben. Alle bisherigen nach Sommerloch und Hinterbänkler-wollen-auch-mal-was-sagen anmutenden »Debatten« zum Verbot von Symbolen des SED-Staates sind bisher zwar nach kurzer Zeit in der Versenkung verschwunden. Doch das Ziel dahinter ist offenbar noch lange nicht aufgegeben - über diesen Umweg schwarz auf weiß in Gesetzesform zu gießen, wovon ungeniert bei sich bietender Gelegenheit geschwafelt wird: Die Gleichsetzung der »beiden deutschen Diktaturen«, die staatliche Anerkennung also, dass die DDR und alles Kommunistische genauso schlimm waren wie die Nazis.
Anlass für den jetzigen Vorstoß ist ein NVA-Traditionsverein, der am 9. Mai, dem russischen Feiertag des Sieges über Hitler-Deutschland, in Uniform am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Treptow auflief. Nun kann man auch als radikaler Linker darüber diskutieren, ob ein Gedenken in dieser Form zeitgemäß ist. Doch dass es eine Erinnerung auch an diesem Tag geben muss, steht außer Frage. Von denen, die jetzt wieder die DDR aufs Korn nehmen, war dazu allerdings wenig zu vernehmen. Wie auch? Damit müssten sie zugeben, dass ihre Gleichsetzung Humbug ist.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.