Lagarde in der Bredouille
Der IWF-Direktorin droht ein Ermittlungsverfahren der französischen Justiz
Christine Lagarde betritt das Gericht gelassen und mit der ihr eigenen Eleganz. Und dies, obwohl ihr im Gerichtshof der Republik in Paris das Ende ihrer internationalen Karriere drohen könnte. Die Richter prüfen, ob die grauhaarige und stets braun gebrannte Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) in der Affäre um den Verkauf des deutschen Sportartikelherstellers Adidas Beihilfe zur Veruntreuung öffentlicher Gelder leistete. Ein Ermittlungsverfahren könnte der früheren französischen Finanzministerin drohen, die es 2011 als erste Frau an die Spitze des IWF schaffte. Die Umstände für den Wechsel in die Chefetage der Washingtoner Finanzinstitution waren allerdings mehr als pikant: Lagardes Vorgänger, der französische Politiker Dominique Strauss-Kahn, musste das Amt wegen einer Sex-Affäre abgeben.
Der damalige Präsident Nicolas Sarkozy versuchte, mit seiner kompetenten Finanzministerin Lagarde den Schaden wieder gutzumachen. Doch die alte Adidas-Affäre begleitete Lagarde in die IWF-Zentrale nach Washington. Ausgangspunkt ist eine Entscheidung, die die frühere Juristin 2007 zugunsten des damaligen Mehrheitsaktionärs von Adidas, Bernard Tapie, fällte. Lagarde hatte verfügt, den jahrelangen Rechtsstreit um den Verkauf des Sportartikelherstellers 1993 an die damalige Staatsbank Crédit Lyonnais durch einen Schiedsspruch zu beenden. Dadurch waren Tapie aus der Staatskasse 285 Millionen Euro Entschädigung zugesprochen worden, mit Zinsen sogar gut 400 Millionen Euro. Kritiker werfen Lagarde vor, das private Schiedsgericht in einem Fall eingeschaltet zu haben, in dem schließlich öffentliche Gelder an den Geschäftsmann und früheren Politiker Tapie flossen.
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