LINKE-Reformer attackieren Diether Dehm

Partei kündigt Internetbeauftragtem nach Ausfällen gegen Niedersachsens Spitzenkandidaten

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.
Die LINKE hat ihrem Internetbeauftragten Mark S. fristlos gekündigt. Er hatte sich im Netz abfällig über den Bundestagsabgeordneten Diether Dehm geäußert.

Im sozialen Netzwerk Facebook hatte Mark S. ein Wahlplakat von Diether Dehm und Parteivize Sahra Wagenknecht mit den Worten »Niedersachsen ausräuchern! Dehm grillen!« kommentiert. Dehm hatte daraufhin Anzeige »gegen Unbekannt« gestellt. Am Freitag reagierte der Parteivorstand und kündigte S. fristlos. Das bestätigten beide Seiten dem »nd«. »Anwälte von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite werden beauftragt, Vorschläge für eine außergerichtliche Einigung zu erarbeiten«, so eine LINKE-Sprecherin.

S. wirft Dehm vor, mit dem Plakat, auf dem Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), FDP-Fraktionschef Rainer Brüderle, Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück »€U-Monopoli« spielen, antieuropäische Klischees zu bedienen. Dehm will, dass kriminellen Großspekulanten und der Deutschen Bank das Handwerk gelegt wird. S. meint, in dem Plakat auch einen antisemitischen Hintergrund erkennen zu können. Er ist Mitbegründer des BAK Shalom in der Linksjugend. Dieser sieht antisemitische Tendenzen in Kampagnen gegen das »Finanzkapital«. Dabei könne der Zusammenhang zwischen Produktions- und Zirkulationssphäre zerrissen werden, was an die Trennung zwischen »raffendem« und »schaffendem« Kapital der Nazis erinnere, heißt es auf der Website des Bundesarbeitskreises.

Mitglieder des BAK Shalom, die israelische Luftangriffe in Gaza als »Schutz der eigenen Staatsbürger« rechtfertigen, werden von Teilen des Reformerflügels in der LINKEN unterstützt. S. ist im Büro des Bundestagsabgeordneten und Bundesschatzmeisters Raju Sharma angestellt. Dehm steht hingegen der gewerkschaftsnahen Strömung Sozialistische Linke nahe.

Der Flügelstreit wird auch in Niedersachsen ausgetragen. Der Linksfraktionschef in der Regionsversammlung der Region Hannover, Stefan Müller und Robert Menger, einer der dortigen Sprecher des reformorientierten Forums Demokratischer Sozialismus, warfen Dehm vor, dass er »innerhalb der Partei mit Klagen gegen andere Genossen in Erscheinung« trete. Seine verkürzte Kapitalismuskritik stoße zudem im rechten Lager auf Interesse. Dehm hat indes in seinem Landesverband auch viel Rückhalt. Im April wurde er mit 71 Prozent der Stimmen zum Spitzenkandidaten gekürt.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.