Ein neuer Blick auf Bamberg
Moderne Kunst trifft auf die Welterbe-Stadt
Bamberg. Was hat ein berühmter und verfolgter chinesischer Künstler mit einem machtbewussten Kaiser des europäischen Mittelalters zu tun? Diese Frage können sich die Besucher der Sonderausstellung »Circles« in Bamberg stellen. Denn Moderne und Geschichtsbewusstsein treffen hier aufeinander. Nicht als Kontrast - sondern als Möglichkeit zum Dialog. Die Schau wird an diesem Samstag eröffnet und ist bis zum 18. August zu sehen.
Der berühmteste Name auf der Liste der vertretene Künstler ist sicherlich der von Ai Weiwei. Der chinesische Künstler steuert eine Bodeninstallation bei. Zu sehen ist sie im Diözesanmuseum des Erzbistums Bamberg - neben dem berühmten Sternenmantel von Bistumsgründer Heinrich II. (etwa 973-1024).
Kirchen, Museen - aber auch ungewöhnliche Orte wie ein Schuppen einer früheren jüdischen Fabrik sind die Ausstellungsorte. Die Werke - Skulpturen, Installationen, Gemälde, Fotografien und Tondokumente - werden verbunden mit geschichtsträchtigen Orten und bedeutenden Persönlichkeiten der Welterbestadt Bamberg. Die Ausstellungsstücke sollen ihre Umgebung nicht auf den Kopf stellen, sagt Alexander Ochs-Barwinek, der das Projekt organisiert hat. »Eine Kirche ist eine Kirche und kein Ausstellungsraum.« Wer die Orte der Ausstellung besucht, gelangt in Räume, die man sonst nicht zu Gesicht bekommt - etwa in den Tresorraum des ehemaligen Bankhauses Wassermann.
Die Unternehmer hatten jüdische Wurzeln, das Bankhaus wurde 1938 zwangsveräußert. Die Erben fielen dem Holocaust zum Opfer. Für die Ausstellung werden die Schicksale von Elsa Wassermann und ihren Töchtern Alice Emma und Edith herausgegriffen, die 1941 von Bamberg nach Riga deportiert wurden. Dort verlor sich ihre Spur. Im Tresorraum sind Arbeiten der Künstlerinnen Gertrude Stein, Luzia Simons und Nora Gomringer vertreten.
Bei der Ausstellung rücken auch immer wieder historische Bamberger Persönlichkeiten in den Blickpunkt, so auch der Dichter und Komponist E.T.A. Hoffmann, der einige Jahre seines Lebens in Bamberg verbracht und vor genau 200 Jahren die Stadt wieder verlassen hatte. Die Schau gehört zum Programm, mit dem die Stadt die Ernennung zum Welterbe vor 20 Jahren feiert. Kurator Ochs-Barwinek, der in Berlin und Peking als Galerist, Kurator und Autor tätig ist, stammt selbst aus Bamberg. Er ist sich sicher: Das Projekt schärfe den Blick auf die Geschichte der Stadt.
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