Neue Zahlen belegen drastische Altersarmut
Immer mehr Ruheständler müssen arbeiten / Zahl der über 74-Jährigen mit Job auf 128.000 gestiegen
Berlin (nd/Agenturen). Neue Zahlen belegen, wie stark viele Menschen von Altersarmut bedroht sind - und welche Folgen das für sie hat. Fast die Hälfte aller Alters- und Erwerbsunfähigkeits-Rentner bekamen 2012 weniger als 700 Euro im Monat, berichtet die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf Zahlen der Deutschen Rentenversicherung. Bei den im vergangenen Jahr neu in Rente gegangenen Menschen lag der Anteil sogar bei fast 55 Prozent.
Nach den Zahlen der Deutschen Rentenversicherung erhielten 48,21 Prozent der Alters- und Erwerbsunfähigkeitsrentner weniger als die Summe, die Senioren im Schnitt als Grundsicherung im Alter inklusive Miete und Heizung zusteht. Besonders hoch sei der Anteil der Renten unter 700 Euro bei Altersrentnerinnen im Westen, hieß es. Dort betrug er rund 73 Prozent. Bei Erwerbsunfähigen, die 2012 in Frührente gegangen sind, lag er zwischen 57,25 Prozent (Männer West) und 69,2 Prozent (Männer Ost).
Umso mehr Ältere müssen auch nach Erreichen des 65. Lebensjahrs arbeiten. Im vergangenen Herbst 2012 zählte die Bundesagentur für Arbeit mehr als 812.000 Minijobber, die älter als 65 Jahre waren, meldet die Chemnitzer „Freie Presse“. Über 128.000 von ihnen seien sogar älter als 74 Jahre gewesen. Die darin steckende poltiische Dimension verdeutlicht der Vergleich mit Zahlen von vor zehn Jahren - ein Anstieg von über 30 Prozent. Damals hatte die offizielle Statistik lediglich 595.433 Senioren mit Minijob ausgewiesen, die Zahl der über 74-Jährigen lag bei gut 77.000.
Die Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann von der Linkspartei sieht in den Zahlen einen Beleg für steigende Altersarmut: „Der weitaus überwiegende Teil der älteren Menschen dürfte nicht zum Spaß und Zeitvertreib nach Erreichen des Rentenalters weiter arbeiten, sondern aus purer finanzieller Not“, sagte sie der „Freien Presse“. Die Linken-Abgeordnete hatte die Zahlen über die arbeitenden Alten angefordert.
Der Vorsitzende der Linkspartei, Bernd Riexinger, erklärte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, »das reichste Land Europas drückt seine Rentner auf Sozialhilfeniveau. Das sprengt das Prinzip Rente für Lebensleistung.«
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