Gefühlsachterbahn
JUGENDBUCH
»Ich werde nicht beschreiben, wie ich aussehe«, beginnt August seine Erzählung. »Was immer ihr euch vorstellt - es ist schlimmer.« August ist zehn Jahre alt und hat bereits 27 Operationen hinter sich, die meisten davon im Gesicht. Bislang wurde der Junge zu Hause von seiner Mutter unterrichtet, nun soll er in eine Regelschule. Er will es, weil es ein Schritt in die Normalität wäre.
Doch für die Mitschüler ist Augusts Auftauchen alles andere als normal. Niemand will neben ihm sitzen; kaum einer wagt, ihn auch nur anzuschauen. Obwohl sich die Schulleitung alle Mühe bei der Integration gibt, wird August bald sogar gemobbt. Und selbst bei jenen Schülern, die ihm freundschaftlich begegnen, fragt er sich: Sind sie nett, weil sie ihn mögen? Oder handeln sie im Auftrag der Lehrer?
Auf jede positive Erfahrung folgt postwendend der nächste Tiefschlag. Das Schuljahr ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle, der Leser fiebert hautnah mit. Der Roman schafft Spannung nicht durch eine zugespitzte Handlung, sondern durch seine Charaktere. Vor allem die Hauptfigur rührt an. August besitzt die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen und so mancher Schwierigkeit mit Sarkasmus zu begegnen. Dennoch ist und bleibt er ein zehnjähriger Junge. Und das bedeutet auch, egoistisch zu sein, Schwächen zu haben und auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Zum Glück bekommt er sie.
Raquel J. Palacio, Wunder, Hanser, 384 Seiten, 16,90 Euro (ab 10 J.)
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