»Die Operation war ein Erfolg«
Dreijähriger Junge bekommt in Japan einen Teil der Lunge seiner Mutter transplantiert
»Sein Zustand ist stabil. Er atmet mit seiner neuen Lunge«, verkündete Takahiro Oto, leitender Chirurg des Operationsteams der Universitätsklinik Okayama, nach der elfstündigen Operation vor der Presse. Er sei vor der Operation unsicher gewesen, ob sich der Mittellappen der Lunge überhaupt für eine Transplantation eigne, gab er zu. Auch der Mutter sei ein Stein vom Herzen gefallen und sie freue sich, dass die Operation schneller gegangen sei als erwartet.
Die Transplantation war nötig geworden, nachdem sich die Lungenfunktion des Jungen dramatisch verschlechtert hatte. Vor zwei Jahren hatte er eine Knochenmarktransplantation im Rahmen seiner Leukämietherapie erhalten. Es traten Komplikationen auf, und das transplantierte Knochenmark attackierte die Lunge des Jungen.
Otos Team hatte sich entschieden, dem Jungen nicht wie bei Lebendspenden üblich den Lungen-Unterlappen zu transplantieren, sondern den wesentlich kleineren Mittellappen. Der Unterlappen gilt gemeinhin als bessere Alternative, da er eine größere Atemkapazität besitzt. Mit gerade einmal drei Jahren war der Junge jedoch zu klein für den Unterlappen eines Erwachsenen. Die Mutter hatte sich entschieden, einen Teil ihrer Lunge zu spenden, da sie die Chancen äußerst gering einschätzte, ein Spenderorgan eines hirntoten Kindes zu erhalten.
Oto äußerte die Hoffnung, mit solchen Mittellappenoperationen in Zukunft das Leben vieler Kinder retten zu können, die für andere Transplantationen nicht in Frage kämen. In Japan sind Organspenden hirntoter Kinder unter 15 Jahren seit 2010 erlaubt, jedoch geben nur wenige Angehörige die Organe ihrer Kinder frei.
Der Junge ist der jüngste Patient, der je in Japan eine Spenderlunge erhalten hat. Wenn alles gut läuft, kann er nach Medieninformationen in ein bis drei Monaten das Krankenhaus verlassen. Spätestens wenn er 15 Jahre alt ist muss er erneut operiert werden. Dann reicht die Kapazität des Mittellappens seiner Mutter nicht mehr aus, er braucht eine weitere Lunge. Die Ärzte planen, ihm dann zusätzlich einen Unterlappen seines Vaters zu transplantieren. Möglicherweise könne er auch auf ein Organ eines toten Spenders hoffen, hieß es im Krankenhaus.
Vor wenigen Wochen hatte der Fall einer Zehnjährigen in den USA Schlagzeilen gemacht, deren Eltern das Recht eingeklagt hatten, ihre todkranke Tochter angesichts der geringen Zahl kindlicher Spenderorgane auf die Warteliste für erwachsene Spenderorgane zu setzen. Das Mädchen bekam innerhalb weniger Tage zwei Sets Lungen von erwachsenen Spendern. Die ersten Spenderlungen hatten kurz nach der Operation versagt. Auch nach der zweiten Operation kann das Mädchen nicht selbstständig atmen. Der Fall löste eine Diskussion darüber aus, ob es richtig sei, Kinder auf Wartelisten für erwachsene Organe zu setzen.
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