Widerstand gegen Nazikonzert in Gera: Polizei räumt Protestcamp
Veranstaltungswiese besetzt / Bündnis und Runder Tisch rufen zu Widerstand gegen NPD-»Rock für Deutschland« auf
Berlin (nd). In Gera hat die Polizei am Freitagmorgen damit begonnen, ein antifaschistisches Protestcamp zu räumen. Nach Angaben des stellvertretenden Landesvorsitzenden der Linken in Thüringen, Sandro Witt, will die Polizei die Personalien aller Beteiligten aufnehmen. Die Beamten würden Verhandlungen mit der Oberbürgermeisterin der Stadt über eine andere Lösung ignorieren. Witt rief die Polizei zur Zurückhaltung auf und sagte auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, "Zivilcourage ist keine Straftat."
Zuvor hatten am Donnerstagnachmittag Gegner eines für den Samstag geplanten Nazikonzerts die Veranstaltungswiese besetzt und ein Protestcamp „mit dem Ziel errichtet, das Nazifest zu verhindern“. Das berichtete das Aktionsbündnis „Gera gegen Rechts“ im Sozialen Netzwerk Facebook. Das Camp sei bis Freitag sechs Uhr am Morgen genehmigt worden, hieß es von vor Ort. An einem angrenzenden Gebäude wurden antifaschistische Transparente angebracht. Seit Tagen wird bereits in Thüringen gegen die Naziveranstaltung mobilisiert, ein Runder Tisch kündigte „vielfältigen, lebendigen und bunten Protest“ an. Die Besetzer des Platzes vor dem Hauptbahnhof riefen zur Unterstützung ihrer Aktion auf.
Berichten zufolge planen die NPD und andere neonazistische Organisationen das Konzert „Rock für Deutschland“ bereits zum wiederholten Male. Dabei würde „mit Hassmusik für Intoleranz und demokratiefeindliche Haltungen geworben“, heißt es bei dem Bündnis, das dagegen protestiert. „Der Zusammenhang zwischen Rechtsrock und rechtsextremer Gewalt ist nicht erst seit dem Auffliegen des NSU hinreichend belegt.“ Man wolle deshalb bereits am Freitag mit einer Mahnwache an die „Opfer rechtsextremer, rassistischer, antisemitischer und homophober Gewalt“ auf dem Geraer Bahnhofsvorplatz erinnern. Für den Samstag sind Demonstrationen von Gewerkschaften und Parteien angekündigt, außerdem soll es ein ökumenisches Friedensgebet geben.
„Gera bekommt bei seinem Widerstand gegen das Hasskonzert auch Unterstützung aus der Region“, heißt es beim Runden Tisch. So hätten sich die Oberbürgermeisterin der Stadt, Viola Hahn, Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter und die Landrätin des Altenburger Landes, Michaele Sojka, zu den Protesten angekündigt. „Wir stellen uns den Neonazis entgegen“, erklärte Jenas OB, Er hoffen, „dass möglichst viele Bürger an diesem Tag mit uns kommen, um ein deutliches Zeichen gegen die rechte Gesinnung zu setzen“. Am Donnerstagnachmittag haben die Besetzer der Festwiese schon einmal einen Anfang gemacht.
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