Ein Hang zum Völkischen

Schüler-Burschenschafter trafen sich in Hamburg

  • Reinhard Schwarz, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
In Hamburg protestierten rund 100 Menschen gegen ein Jahrestreffen von Schüler-Burschenschaften. Selbst der Hamburger Verfassungsschutz attestiert diesen schlagenden Verbindungen »deutliche Bezüge zum Rechtsextremismus«.

Die Sierichstraße im noblen Hamburger Stadtteil Winterhude: Hier hat die Burschenschaft Germania in einem gelben Klinkerhaus ihren Sitz. Am Wochenende kamen dort Mitglieder des Allgemeinen Pennäler Rings, eine Vereinigung schlagender Schüler-Burschenschaften, zu einem bundesweiten Treffen zusammen. Eingeladen hatte die Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg, die kein eigenes Versammlungshaus besitzt. In einem Fenster des Gebäudes unterhalb des Balkons hängt im ersten Stock ein Pamphlet mit der Überschrift »Deserteure sind keine Helden«. Etwa 100 Menschen protestierten gegen die Veranstaltung. Die Polizei hatte die Straße rund um den Sitz der Germania (Motto: »Ehre, Freiheit, Vaterland«) weiträumig abgesperrt. Antifaschisten hatten eine Lautsprecheranlage mitgebracht und beschallten das Burschenschaftshaus mit Punkrock und Reggae.

Burschen provozieren

Aufgerufen zu der Kundgebung hatte das Hamburger Bündnis gegen Rechts. Die Hamburger LINKE unterstützte den Protest. »Bekannte Neonazis tauchen immer wieder bei Veranstaltungen der Chattia auf oder sind, wie der militante Neonazi-Kader Thorsten Heise, sogar Mitglied«, erklärte die LINKE-Bürgerschaftsabgeordnete Christiane Schneider.

Während der vormittäglichen Aktion erschienen auch mehrere Männer mit Burschenschafter-Mützen und vollen Biergläsern in den Händen auf dem Balkon im zweiten Stock des Germania-Hauses, schossen Fotos mit ihren Handys und amüsierten sich über die Demonstranten. Als eine Rednerin über den Zusammenhang von Sexismus und Burschenschaften sprach, schleppten die Burschen eine leicht bekleidete Pappfrau auf den Balkon und hielten diese provokativ hoch.

Nach Informationen des Bündnisses gegen Rechts gehören derzeit 13 Schülerburschenschaften zum Allgemeinen Pennäler Ring (APR). Die Schülerverbindungen bezeichnen sich selbst als »national-freiheitliche und wehrhafte Pennalkorporationen« und bekennen sich zum burschenschaftlichen Prinzip. Gegründet wurde der Ring 1990 von ursprünglich fünf Schülerburschenschaften. Laut Hamburger Verfassungsschutzbericht von 2012 sei »die ›Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg‹ eine Vereinigung, die deutliche Bezüge zum Rechtsextremismus aufweist«.

Verbindungen mit Nazis

Über eine andere Schüler-Verbindung, die Pennale Burschenverbindung Teutonia Hamburg, heißt es nach Informationen des Bündnisses gegen Rechts einem geheimen Bericht des Hamburger Verfassungsschutzes von 1993 zufolge, bei der Teutonia handele es sich um eine »eindeutig rechtsextremistische Verbindung«, der »auch ausschließlich Rechtsextremisten angehören«. Der Teutonia werden auch Beziehungen zu Neonazi-Größen wie Thomas Wulff und Christian Worch nachgesagt. Burschenschaften und Neonazis trafen sich demnach zu gemeinsamen Wehrsportübungen in der Lüneburger Heide.

Wie die »Großen« pflegt auch der Schüler-Nachwuchs die Mensur, die mit dem Säbel ausgetragen wird. Da auch Schüler ab 16 Jahren an diesem Ritual teilnehmen können, wird bei diesem Zweikampf nicht auf den Kopf geschlagen, sondern auf den nackten Oberkörper. Blutige Verletzungen aus diesen Fechtduellen sind daher nicht sofort sichtbar. Auf ihrer Website (»Heimseite«) bezeichnet die Burschenschaft Germania die Mensur als »ritterlichen Zweikampf«.

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