Entschädigung für Sklaverei und Völkermord

Karibische Staaten starten neuen Anlauf, um Reparationen für historisches Unrecht zu erlangen

  • Peter Richards, Port of Spain (IPS)
  • Lesedauer: 3 Min.
In den Ländern der Karibik wird derzeit über die Möglichkeit diskutiert, die ehemaligen Kolonialmächte um Entschädigungszahlungen für Sklaverei und Völkermord anzugehen.

Ein kleines Land erhebt eine große Forderung: Wie der Premierminister von St. Vincent und den Grenadinen, Ralph Gonsalves, gegenüber IPS erklärte, wird er in der Frage der Entschädigung für Sklaverei und Völkermord nicht nachgeben. Er zeigte sich überzeugt, »dass ein solcher Rechtsstreit, würde er vor einem adäquaten Gericht verhandelt, recht aussichtsreich wäre.«

Bei seinem jüngsten Kuba-Besuch hatte er erklärt, dass die Karibik Europa für den Völkermord und die Versklavung der ersten Bewohner der Region als den Hauptverursacher der regionalen Unterentwicklung zur Verantwortung ziehen werde. Bereits auf dem Gipfel der Karibischen Gemeinschaft (CARICOM) vom 4. bis 6. Juli hatte Gonsalves seinen karibischen Amtskollegen drei Positionspapiere vorgelegt. Gonsalves setzt sich für eine gemeinsame Position der Karibikstaaten in dieser Frage ein und hat in diesem Sinne eine regionale Entscheidung begrüßt, ein Komitee unter dem Vorsitz des Regierungschefs von Barbados, Freundel Stuart, zu gründen, das die Entschädigungsforderungen voranbringen soll.

Das Komitee, das die Arbeit einer sogenannten CARICOM-Reparationskommission überwachen soll, wird sich aus Trinidad und Tobago, Guyana, Haiti, St. Vincent und die Grenadinen sowie Surinam, den Vorsitzenden der nationalen Reparationskomitees und einem Vertreter der University of the West Indies zusammensetzen.

Wie Kafra Kambon, Vorsitzender des Anti-Sklaverei-Komitees in Trinidad and Tobago gegenüber IPS erklärte, ist es wichtig, dass sich auch die Nichtregierungsorganisationen und die Bevölkerung hinter die Initiative ihrer Staaten stellten. »Wir müssen dem Ruf nach Entschädigungen Nachdruck verleihen«, meinte Kambon und bezeichnete den Sklavenhandel als »massives Verbrechen, das weit über die menschliche Vorstellungskraft hinausgeht«. Die Sklaverei stehe für eine Generation von Menschen, »die einfach ausradiert worden sind«.

Die Pan-Afrikan Reparations Coalition in Europe (PARCOE) hat die Staats- und Regierungschefs der karibischen Staaten vor Fehlern gewarnt. Die PARCOE empfahl den CARICOM-Staaten, nicht wie einst die Gruppe bedeutender Persönlichkeiten der Organisation für Afrikanische Einheit Richtern, Anwaltsorganisationen und Wirtschaftsverbänden zu trauen, denen am Status quo gelegen sei, Es sei besser, den Kampf mit Einzelpersonen und Gruppen auf Graswurzelebene zu führen.

PARCOE warnte die karibischen Staaten ferner davor, sich von dem jüngsten historischen Sieg für die kenianischen Überlebenden von Folter und Übergriffen durch die britische Kolonialmacht während des Mau-Mau-Aufstands von 1952 und 1963 blenden zu lassen.

Im Rahmen des Abkommens anerkannte und bedauerte die britische Regierung, dass kenianische Unabhängigkeitskämpfer Folter und anderen Misshandlungen durch die damalige britische Kolonialverwaltung ausgesetzt waren, kündigte Entschädigungen für 5228 Opfer in Höhe von insgesamt 19,9 Millionen Pfund (22,84 Millionen Euro) an. PARCOE wies darauf hin, dass die 3000 Sklavenhalterfamilien für den Verlust ihres »Eigentums« nach der Abschaffung der Sklaverei in den britischen Kolonien 1833 mit nach heutigem Wert 16,5 Milliarden Pfund entschädigt wurden - welch ein Unterschied.

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