Werbung

De Maizières Flohmarkt

Griechenland muss für ausgemustertes deutsches Militärgerät zahlen, Israel bekommt Geschenke

  • René Heilig
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Verteidigungsministerium betreibt eine Art militärischen Flohmarkt. Alles, was nicht in die neue Bundeswehrstruktur passt, muss raus.

Der Etat des Verteidigungsministeriums für das Haushaltsjahr 2013 umfasst Ausgaben in Höhe von 33,26 Milliarden Euro. Das sind zwar fast 1,4 Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor und gemessen am Jahr 2000 eine Steigerung um rund 40 Prozent - doch im Hause de Maizière wird jeder Euro zweimal umgedreht - angeblich.

Und so kann man sich den teuren Rücktransport von Kriegsgerät aus Afghanistan nicht leisten. Man lässt Ausrüstungen im Neuwert von rund 150 Millionen Euro zurück. Die werden entweder an die einheimischen Sicherheitskräfte übergeben oder verschrottet.

Dass man einen Teil davon an die Afghanen verkauft, ist wohl kaum mehr als eine Hoffnung. Obwohl - das Verteidigungsministerium holt es sich auch von den Ärmsten der Armen. Man stößt so gewinnbringend all das ab, was man in der neuen Struktur der Bundeswehr nicht mehr braucht. Beispielsweise den Hafen- und Reedeschlepper »Wustrow«. Bei der Volksmarine lief der in der Yachtwerft Berlin gebaute Kahn als »Zander«. Im vergangenen Jahr wurde er nach Griechenland verkauft. Für 100 000 Euro.

Eigentlich ein Schnäppchen. Nicht jedoch für ein Land, dessen Schuldenstand aktuell bei 170 Prozent der Jahreswirtschaftsleistung liegt. Für 109 800 Euro bekam Griechenlands Armee zwölf Führungsfahrzeuge. Die M 577-Panzer, die 1975 aus US-Produktion erworben wurden, sind überflüssig in der Bundeswehr. Warum die Verbündeten den Fast-Schrott brauchen, erschließt sich nicht.

Es gab schon mehrfach - auch im Parlament - Kritik daran, dass die Regierung Rüstungsgerät weiter an das marode Griechenland verkauft. Die Regierung antwortete dann stets mit der Formel, dass sicherheitspolitische Entscheidungen von der griechischen Regierung autonom getroffen würden.

In der aktuellen, vom Linkspartei-Abgeordneten Paul Schäfer erfragten 2012er Überlassungsliste von Wehrmaterial findet sich auch Israel. Das Land bekommt unentgeltlich die vor langer Zeit bereits gelieferten Patriot-Raketen überschrieben. Die Mongolei erhielt ohne Gegenleistung 30 kleine Lkw, Ungarn sahnte 500 Gefechtshelme und zehn Lkw ab. Kolumbien zahlte für zwei gebrauchte U-Boote elf Millionen Euro, Tunesien legte 1,147 Millionen für 129 Lkw auf den Tisch. Wie viel Singapur für Leopard-Kampfpanzer »löhnen« musste, ist unbekannt. Man hat mit dem Käufer Vertraulichkeit vereinbart, heißt es lapidar.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.