Indien lässt die Muskeln spielen
Die Kernwaffenmacht kann nun auch selbst Atom-U-Boote und Flugzeugträger bauen
Der erste in Indien gebaute Flugzeugträger »INS Vikrant« wurde am Montag in der Werft in Kochi zu Wasser gelassen.Am Sonnabend war zuvor auf dem Atom-U-Boot »Arihant«, das sich bereits auf See befindet, der Reaktor in Betrieb genommen worden. Am 19. August will die indische Raumforschungsorganisation ISRO den geostationären Satelliten GSAT-14 mit einer eigenen Rakete ins All schießen. Unverkennbar lässt die Regionalmacht zum 66. Jahrestag der Unabhängigkeit, der am 15. August gefeiert wird, ihre militärischen Muskeln spielen.
Der Flugzeugträger sticht allerdings noch nicht in See. Der Festakt am Montag markierte lediglich den Abschluss der ersten Bauphase. Das Schiff dockt wieder an, wird ausgerüstet und mit allen Deckaufbauten versehen. Das Flugdeck des 260 Meter langen und 60 Meter breiten 37 500-Tonners hat die Größe von zwei Fußballfeldern. Dort sollen Mig29K und kleinere Kampfflugzeuge starten und landen. Wie die Zeitung »Economic Times« mit Genugtuung berichtete, sei hochkarätiger einheimischer »Kriegsschiffsstahl« verwendet worden.
2016 soll die Testphase für das Kriegsschiff beginnen, Ende 2018 die Übergabe an die Indian Navy erfolgen. Bis dahin, so hofft die Marine, wird sie endlich den einstigen russischen Flugzeugträger »Admiral Gorschkow«, der inzwischen den Namen »INS Vikramaditya« trägt, in Dienst genommen haben. Der 45 400-Tonner wurde auf einer russischen Werft rekonstruiert. Im Juli begannen die 700 Mann indische Besatzung unter russischem Kommando die Erprobung aller Systeme. Bis zum Jahresende soll die Eingliederung in die indische Marine erfolgt sein. Die war eigentlich im Jahre 2008 erwartet worden. Doch es gab wegen technischer und finanzieller Hürden immer wieder Verzögerungen. Inzwischen haben sich die Kosten für den Flugzeugträger auf 2,35 Milliarden Dollar verdoppelt.
»Das ist ein Moment des Jubels für den gesamten Sektor der Nuklearenergie im Land, der hart daran gearbeitet hat, einen Reaktor dieses Typs zu fertigen.« So kommentierte am Wochenende der Chef der Atomenergiekommission Indiens, R.K. Sinha, das Anfahren des Atommeilers auf dem 111 Meter langen, elf Meter breiten und 15 Meter hohen U-Boot »Arihant«.
Wie die Zeitung »The Hindu« schrieb, sei Indien nun nach den USA, Russland, Großbritannien, Frankreich und China ein »Mitglied im exklusiven Klub der Länder, die eigene atomar angetriebene U-Boote bauen«. Drei weitere Atom-U-Boote seien in einer Werft an der Ostküste Indiens im Entstehen. »Arihant« ist mit einem Dutzend K-15-Raketen bestückt, die Nuklearsprengköpfe tragen und Ziele bis in 700 Kilometer Entfernung treffen können. Die Forschungs- und Entwicklungsorganisation im Verteidigungssektor ( DRDO), heißt es im Blatt, habe eine weitere Unterwasserrakete mit der Bezeichnung K-4 entworfen und entwickelt, die sogar Ziele in einer Entfernung von 3000 Kilometer treffen kann.»
Zuversicht herrscht auch auf dem Weltraumbahnhof Sriharikota. Alle Tests mit dem Kryogen-Triebwerk, das die GSLV-D5-Rakete am 19. August ins All befördern soll, seien erfolgreich verlaufen. Deshalb sei man optinistischg, dass der fast zwei Tonnen schwere Satellit GSAT-14 diesmal in den Orbit gebracht werden könne. Im April 2010 scheiterte ein solcher Versuch, so wie ein Start im Dezember 2010 mit einer russischen Kryogen-Antriebsstufe missglückte. Mit höchster Aufmerksamkeit verfolgen die Nachbarländer Indiens in der konfliktreichen Region nun das militärische Muskelspiel zu Wasser und in der Luft.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.