Annäherung mit Yanito
Wer nach Gibraltar mit dem Auto reist, könnte dort trotz der Eroberung im Jahre 1704 durch England während des Spanischen Erbfolgekrieges rechts fahren. Doch die Reiseführer empfehlen nicht nur einen »wundervollen Ort«, sondern auch fürsorglich, das Fahrzeug in Spanien zu parken. Auf der nur 6,5 Quadratkilometer großen Felseninsel im Süden der Iberischen Halbinsel gibt es nur wenige und sehr teure Stellplätze.
Etwas anderes ist es mit den Liegeplätzen. Derzeit ankern vor der Küste drei britsche Kriegsschiffe und machen Eindruck. Mehr noch bekräftigen sie den Anspruch Londons auf das Überseeterritorium, das 1830 britische Kronkolonie wurde.
Diese liegt zwischen Europa und Afrika, Atlantik und Mittelmeer sowie zwei Monarchien. Das Königreich Spanien, das das Gelände 1713 offiziell abtreten musste, hätte es derzeit mal wieder gern zurück. Königin Elisabeth II. lässt keinerlei Bereitschaft dazu erkennen. Wahlsprüche passen dazu »Plus Ultra« (darüber hinaus) der spanische, der von Gibraltar »Nulli Expugnabilis Hosti« (von keinem Feind zu erobern).
»Mehr als Sie sich vorstellen«, lautet ein Werbespruch. Bereits in der Antike wurde der 425 Meter hohe Fels als eine Säule des Herakles gerühmt. Der aus dem Arabischen stammende Name »Dschebel Tarik« (Berg des Tarik) weist auf kriegerische Vergangenheit. Der maurische Feldherr Tāriq ibn Ziyād eroberte hier ein Stück Spanien. Die Festung wurde begehrt, der Blick auf Seeschlachten blieb unverstellt.
Der (Kalkstein-)Felsen von Gibraltar mit seinen Affen, die schon mal die Engländer vor einem Nachtangriff der Spanier und Franzosen gewarnt haben sollen, und ein Marinestützpunkt tun ein übriges zur Wehrhaftigkeit. Die knapp 30 000 Einwohner wollen ohnehin zu fast 100 Prozent lieber unter britischer Herrschaft verbleiben, wie Volksbefragungen in den Jahren 1967 und 2002 offenbarten. Da ist es schon etwas dreist, wenn Britannien die alten Rivalen wissen lässt, es würde eine Rückgabe in Erwägung ziehen - wenn es die Einwohner denn wünschten.
Gibraltar gehört nicht nur unter die Herrschaft des Königshauses, sondern auch zu Europa, nicht ganz zu Schengen. So bleiben den Spaniern lediglich Nadelstiche per Grenzkontrollen. Sogar die Schließung der Übergänge hatten sie schon versucht - am dauerhaftesten 1969 bis 1985. Doch nur sprachlicher Erfolg ist bislang zu verzeichnen. Amtssprache ist Englisch. Im Alltag wird das mit Spanisch gemixt zum lokalen »Yanito«.
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