Werbung

Kampf um Olympia

In zwölf Tagen entscheidet das IOC, ob sich Ringen, Baseball oder Squash 2020 olympisch nennen darf

  • Oliver Händler
  • Lesedauer: 3 Min.

Britische Buchmacher gehen nur selten Risiken ein. Wenn sie Wetten anbieten, dann eruieren sie vorher genau, wonach sie ihre Quoten bemessen. Im Zuge der 125. Session des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) in Buenos Aires bekommen Wetter am wenigsten Geld für die Favoriten Tokio, Thomas Bach und Ringen. Am 7. September wird demnach Japans Hauptstadt zum Olympiagastgeber 2020 gewählt. Am 10. wird ein Ex-Fechter zum IOC-Präsidenten. Und am 8. wird eine schon rausgeworfene Sportart doch drin bleiben, als wäre nie was gewesen.

Am wenigsten überraschend wird dabei Letzteres sein, denn den Bemühungen der Mattenkämpfer hatten Base- und Softballer sowie Squashspieler medial nichts entgegen zu setzen. Der weltweite Aufschrei über den Rausschmiss der Ringer war so groß, dass Wladimir Putin höchstpersönlich mal wieder IOC-Hände schüttelte wie zuletzt im Juli 2007, woraufhin die obersten Olympier das subtropische Sotschi zum Austragungsort von Winterspielen machten. In Japan wurden schon im Mai 821 342 Unterschriften für den Verbleib Ringens im Olympiaprogramm gezählt. Mittlerweile dürften es mehr als eine Million sein. Weitere Werbemaßnahmen umfassten Showkämpfe in der Grand Central Station von New York und Verbrüderungen zwischen Iranern und Amerikanern.

Ausgerechnet Bach bescheinigte den Ringern kürzlich, dass sie gute Chancen hätten zu bestehen: »Nach meinem Eindruck hat der internationale Verband die Botschaften, die ihm gesendet worden sind, sehr gut verstanden.« So ist Ringen also 4:7-Favorit der Buchmacher, vor Squash (7:4) und Baseball/Softball (8:1).

Dabei hat Squash durchaus etwas zu bieten, denn die Trendsportart - zumindest ist sie weit moderner als Ringen - hat im vergangenen Jahrzehnt eine Menge Änderungen durchlebt. Plexiglaswände lassen nun Fernsehübertragungen und den Videobeweis zu. Große Sponsoren wurden akquiriert, was auch dazu führte, dass der Sport mittlerweile in 185 Ländern weltweit gespielt wird. »Diese Revolution wird uns bis zu den Olympischen Spielen tragen«, ist Ramy Ashour überzeugt. Der 25-jährige Ägypter muss so etwas sagen, schließlich ist die Nummer 1 der Welt das Aushängeschild der Olympiakampagne. Jene Revolution der Telegenität ist Resultat von zwei gescheiterten Olympiabewerbungen. Vielleicht mag manch IOC-Mitglied das ja doch honorieren und den Ringern damit sagen: »Unterschriften reichen nicht. Eine Revolution muss her!«

Chancenlos dürfte die Kombination Baseball/Softball bleiben. Die Hauptkritikpunkte, weshalb sie nach 2008 aus dem Programm geflogen waren, sind noch immer nicht ausgeräumt. So weigert sich die US-Profiliga Major League Baseball (MLB) weiter, ihre Saison zu unterbrechen, um die Stars für die Sommerspiele abzustellen. »Das ist einfach nicht möglich. Ich wünschte, es wäre anders«, sagte MLB-Commissioner Bud Selig.

Selig nannte Terminprobleme als Grund, doch vor allem bedrohen seine Stars die IOC-Dopingkontrollen. Dass das Problem immer noch virulent ist, zeigte der jüngste Skandal, als 14 Spieler gesperrt wurden, weil sie sich in der »Biogenesis«-Klinik in den USA mit Wachstumshormon und Testosteron behandeln ließen. Superstar Alex Rodriguez von den New York Yankees soll sogar 211 Spiele pausieren. Dumm nur, dass er trotzdem spielt, weil er Protest gegen die Sperre einlegte. Das geht nur in Ligen, die den WADA-Code nicht unterzeichnet haben. Auch das dürfte dem IOC kaum gefallen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.